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29. September 2011, 03:06 Kultur Movie Zurich Film Festival

Schwarzkopf @ Zurich Film Festival

Raphaël Rück - Laut dem österreichischen Rapper Nazar ist die Strasse wie ein Arschloch mit zwei Ohren: Man hört immer sehr viel, aber im Endeffekt kommt nur Scheisse raus. Arman T. Riahi macht sein Porträt und das einer Jugend, die in den Wiener Banlieues aufwächst.

Nazar ist noch ein Kind, als seine Mutter aus dem Iran nach Österreich flüchtet. Trotz bescheidener Leistungen in der Schule, schafft er den Übertritt ins Gymnasium. Kurz danach schmeisst er alles und lebt in den Tag hinein. Meist langweilt man sich da und quasselt über irgendwelche Dinge, erklärt er. Ehe man sich's versieht landet man in den Drogenhandel. Illegal lässt sich bekanntlich viel besser verdienen: "Niemand fragt auf der Strasse nach deiner Ausbildung."

Der junge Mann erzählt im Film sein Leben und die Situation in seinem Bezirk. Fast wirkt er dabei belehrend und wie man meinen könnte, ein wenig verbittert. Sein kleiner Bruder, den er umsorgt und verherrlicht, lebt mit der Mutter ausserhalb der Stadt. So sei es besser, er wolle schliesslich kein Vorbild für ihn sein: "Der Kleine weiss nicht mal, dass ich im Gefängnis sass."

Trotz einer schweren Jugend, verdingt sich der Wiener als Rapper und ist im Business ziemlich erfolgreich. Nur YouTube und die illegalen Downloadseiten machen ihm finanziell das Leben schwer: "Die Leute meinen, er kommt sowieso zu seinem Geld, aber dem ist nicht so", bedauert er.

Rapper als Traumberuf

Der Film fokussiert zwar auf Nazar, schliesst aber die ganze zu ihm aufstrebende Jugend mit ein. Arman T. Riahi und sein Team haben über drei Jahre gedreht. Am Anfang sei er zum Jugendzentrum gegangen, um mit jungen Leuten in Kontakt zu treten, erzählt er. Von da aus hat er sich ein ganzes Netzwerk von Immigrantenkindern aufgebaut, unter welchen zwei noch während den Dreharbeiten in den Strafvollzug landeten.

Nazars Musik, ein energischer Schnitt sowie professionelle Kamerafahrten und Schärfespiele halten den Zuschauer in Atem. Einige Szenen wirken beinahe wie aus einem Spielfilm. Doch die Protagonisten sind fest in der Realität verankert und sorgen mit ihrer schroffen Sprache auch für einige komische Momente. Riahis Dokumentarfilm bietet ein Blick hinter die Kulissen des kaiserlich-königlichen Wiens und stellt ein wichtiges Zeugnis unserer Zeit dar.

Bewertung: 4 von 5

  • Dauer: 90 Minuten
  • Regie: Arman T. Riahi
  • Darsteller: Nazar u.v.a.
  • Letzte Vorstellung HEUTE um 12:45 im Corso 4

Kommentare
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dance24 16.10.2011 um 13:04
top review! bin ebenfalls vom Film begeistert