Mando Diao: «Guet gmetzget» im Komplex
Patrick Holenstein - «Above And Beyond» heisst das Unplugged-Album von Mando Diao. Damit sind die Schweden aktuell auf Tour, zweimal auch in der Schweiz. Die erste von zwei ausverkauften Shows haben sie gestern im Komplex gegeben. Das Akustikkonzept funktioniert bestens und Mando Diao haben problemlos begeistert.
Ziemlich genau um 21:10 Uhr fällt der Startschuss. Die honigfarbene Beleuchtung erlischt und einige Schatten tummeln sich auf der Bühne. Grobkörnige Schwarzweiss-Bilder flimmern über den Screen, während das Konzert mit einem jazzigen Klavierintro startet. Mit «God Knows» wird gleich ein Hit auf die Leute losgelassen. Zwar ist der Sound zu diesem Zeitpunkt noch etwas breiig, aber das stört niemanden und sollte sich bald ändern. Der Song zündet und sorgt für Stimmung. Einen ersten Akzent setzen Mando Diao wenig später mit «Sheepdog». Die Mundharmonika und eine im Surfstyle gespielte Gitarre stehen dem Song gut.
Die Band ist an diesem ersten von zwei Abenden im Komplex bestens aufgelegt - oder lässt dich gegenteiliges nicht anmerken - und die Euphorie überträgt sich sofort auf das Publikum. Sie widmen «All My Senses» den Eltern im Raum, «If I Don’t Live Today, Then I Might Be Here Tomorrow» dem Schlagzeuger von Sugarplum Fairy (Band von Leadsänger, Gustaf Noréns Bruder), der eben eine Krebserkrankung überstanden hat und «Gloria» schliesslich dem Zürcher Publikum. Bei «Down In The Past», tobt die Halle, dafür schaffen es viele nicht, bei leiseren Passagen die Klappe zu halten. Dagegen werden die anfangs wortkargen Schweden im Laufe der Show immer redseliger. In die Zugaben findet sogar ein brandneuer Song, den Mando Diao ausführlich ankündigen. Schliesslich endet der Abend mit einer dem Original um Längen überlegenen Akustikversion von «Dance With Somebody».
Mando Diao haben sich «guet gmetzget», muss man ihnen lassen, denn es gelang ihnen, die Unplugged-CD adäquat auf die Bühne zu bringen. Sie packten die stilistische Breitbandoffensive aus und flochten wie selbstverständlich Streicher, Tambourine, eine Mundharmonika und ein, mal dezent agierendes und mal überbordend klimperndes Klavier ein. Erstaunlich ist, was Mando Diao durch das akustische Gewand aus ihren Songs holen. Sie arbeiteten in ihren Stücken die Stärken teilweise wunderbar heraus. Ausserdem merkte man, dass die Band bereits eine Zeit lang akustisch unterwegs ist, die Stücke sitzen nämlich bestens. Abschliessend noch kurz zurück zur Eingangsfrage: Das Akustikkonzept ist zwar nicht neu, verbraucht ist es aber offenbar nicht. Jedenfalls nicht, wenn bereits bekannte Songs dadurch an zusätzlicher Tiefe und neuen Facetten gewinnen. Bestes Beispiel dafür sind Mando Diao.
Mando Diao spielen am 9. Oktober noch einmal im Komplex. Leider ist das Konzert bereits restlos ausverkauft.
Bildquelle: Usgang.ch