Kolumne: Zugsfahrt
students Redaktion - Ich sitze in einem, wie so üblich, überbesetztem Zug der mich sitzend nach Hause bringen sollte. Wie entspannend das Leben doch sein kann, mit nur einem Moment der inneren Ruhe.
Bedauernd, dass es sich nicht um ein ewig andauerndes Gefühl handelt; erschrickt mich der stechende Blick einer alten Dame die es nicht fassen kann, dass sie in ihrem Zustand noch stehend, fahren muss. Mit einem kurzem Seufzer unterstreicht sie die indirekte Aufforderung und wandelt sie zugleich in eine unwiderrufliche direkte um. Während des Seufzer flogen, zu meinem entsetzen, tausende von Wasserteilchen durch den Raum. Das Geschehnis glich dem Bilde eines Kindes welches sein Essen nicht verschlingen möchte.
Geekelt stehe ich auf, um mich auf das Plumpsklo zu begeben ( Toilette kann man das schlecht nennen ) – selbstverständlich um die Hände zu waschen; wer weiss wie viele Bakterien in einem einzigem Wassertropfen dieser Frau rumloderten.Gereinigt wie Pilates, torkle ich durch den schüttelnden Zug und bemerke zu meinem entsetzen, dass diese Alte Frau meinen Platz eingenommen hat. Mit einem fast schon bösartigen Lächeln bedankt sie sich bei mir und im höchsten Stile einer Politikerin prophezeit Sie ,dass die Jugend doch noch zu retten sei!
Angepisst und doch mit sauberen Händen stehe ich nun dort alleine im Zug umgeben von Sitzenden! Um die innere Zerrissenheit zu verdrängen setzte ich wieder meine Kopfhörer auf ( wennschon etwas an mir, welches sich setzt ) und kann mich zu meinem erstaunen sehr schnell beruhigen.In dem Moment fällt mir auf, dass es gerade dieser Faktor ist, welchen der Alten Generation fehlt. Die Gabe einen Kopfhörer aufzusetzen und zu schweigen.
Zum Glück konnte ich meine Großmutter zu einem Kauf von einem MP3-Player überzeugen.
Es gibt doch noch Hoffnung für die Alten!
Kolumne. I Don't like Mondays.
Text: David Studer, der legastenische Dichter: Was ich bin, werdet Ihr . Was Ihr seit, das war Ich - Nichts!
Bild: SBB AG Bern, Fotodienst