Tote Fische, Schneestürme und wärmende Stimmen
Fabian Keller - Für etwas mehr als 200 Personen, bot sich letzten Freitag und Samstag die einmalige Gelegenheit im verschneiten und tiefgefrorenen Davos feinste Singer-/Songwritermusik von Emiliana Torrini in einmaligem Ambiente in Form eines raren Acoustic-Sets zu geniessen.
Dem kleinen Hotel entsprechend intim, kam wirkte die im lauschigen Saal stattfindende Performance von Emiliana. Kaum ein Song, der nicht mit einer persönlichen Anekdote erzählt wurde und kaum eine Anekdote die das Publikum nicht zum lachen gebracht hat. Die Singer-/Songwriterin konnt nämlich auch mit lustigen Anekdoten und sehr eigentümlichen Erklärungen wie z.B. das Gefühl des Muskelzuckens im Gesicht bei Nervosität – sinnbildlich in Form eines zuckenden, toten Fischs im Gesicht, sehr bildhaft beschreiben und viele Lacher einheimsen. Das mitunter hat dieses Konzert sicher zu einem einmaligen Erlebnis gemacht und viel eher eine Wohnzimmeratmosphäre versprüht als anonyme Festivalstimmung.
Die passenden und Hintergründe der Songs erklärenden Anekdoten sollten jedoch keinesfalls nur das bisschen Restlampenfieber der charismatischen Sängerin verstecken, sondern leiteten jeweils passend in die wirklich sensationell, akustisch interpretierten und Gänsehaut erzeugenden Songs über. Und vielleicht hat gerade dieses einmalige Ambiente, im Rahmen des von Blofeld organisierten Songbird Festival, dazu beigetragen, dass die Isländerin noch etwas mehr aus sich rausgekommen ist, etwas nervöser als üblich war und sogar die poppigeren Songs wie Jungle Drum, viel intensiver und bedeutungsvoller rüberkamen. Ich glaube man darf getrost behaupten, dass dieses Konzert des Songbird Abschlussweekends, welches von Sound Development organisiert wurde, zu den seltenen Momenten gehört. Ohne Probleme könnte dieses Konzert auf meiner persönlichen Hitliste von BBC Live Wohnzimmerkonzerten, Norah Jones in einem Minijazzclub oder anderen raren Eventkonzerten auf Platz 1 mithalten. Da verzeiht man auch, dass Emiliana aufgrund von leichter Schwangerschaftsdemenz die Lyrics lieber auf Papier dabei hatte.
Etwas weniger intim, aber musikalisch genauso wertvoll ging es am Abschlusskonzert inmitten einer grossen und grossartig umgestalteten Zimmerei von statten. Lea Lu, sowie Boy sorgten mit mal mehr und mal weniger Gitarrenlastiger Popmusik bei über 500 Gästen für ausgelassene Stimmung und wundervolle Konzertstunden. Besonders die ungewöhnliche Atmosphäre inmitten einer Zimmerei, samt Bar und auf zimmermannsart Schallabgestimmte decken, vermochten es Eindruck bei den Gästen zu erzeugen. Ein wirklich würdevoller Abschied, mit Lea Lu und Boy, der vierten Ausgabe des Songbird Festivals in Davos – der wohl bei den meisten feuchtfröhlich in einer der angesagten Davoser Clubs endete.
Bild-/Videoquellen: Pressematerial/Fabian Keller