Kino: The Iron Lady
Raphaël Rück - Meryl Streep soll die grösste Schauspielerin unserer Zeit sein? Eine Filmdiva mit 17 Oscar-Nominierungen ist sie allemal. Und ihr meisterhaftes Können demonstriert sie auch dieses Jahr, indem sie mühelos in die Rolle der berüchtigten Margareth Thatcher schlüpft.
Die Hälfte des Films zeigt uns den fulminanten Aufstieg einer Kleinhändlertochter, die sich in der konservativen Partei der Torries einen Platz erringt und später den unerhörten Wahlkampf um den Premierministersitz wagt – eine Wandlung, die Streep in ihrem Spiel grandios vollzieht. Ihre Rolle als Aussenseiterin in einem "Men's Club" hebt die Regisseurin Phyllida Lloyd (Mamma Mia) explizit hervor, lässt sie aber auch in eine einfallsreiche Bildsprache fliessen, indem sie einsame Frauenschuhe umgeben von schwarzen Lackschuhen filmt und farbliche Akzente setzt.
Die andere, vielkritisierte Hälfte des Films behandelt eine hypothetische, altersschwache Thatcher. Doch ob die Haltung gegenüber der kontroversen Politikerin zu empathisch ist und ob die Flashbacks das richtige Stilmittel sind, sei dahingestellt. Unbestreitbar ist die grandiose Interpretation der ehemaligen Premierministerin mit ihrer leicht vorhängenden Unterlippe und ihrer etwas schrillen Stimme, ganz zu schweigen vom authentischen Akzent und der beeindruckenden Arbeit der Maskenbildner.
Obwohl die Politik nur am Rande behandelt wird, ist der Film sicher ein feministisches und menschliches Statement – Meryl Streep meint, es liesse sich sogar von einem weiblichen "König Lear" sprechen. Für Zuschauer, die die Thatcher Ära nicht erlebt haben, mag er das Interesse an die umstrittene Politikerin geweckt haben und auch überraschende Seiten eines kriselnden Englands zeigen, zu dem sich aus heutiger Sicht Parallelen ziehen lassen.
Bewertung: 4 von 5
- Regie: Phyllida Lloyd
- Darsteller: Meryl Streep, Jim Broadbent, Alexandra Roach, Olivia Coleman, Harry Lloyd
- Vorstellungen: http://www.cineman.ch/movie/2011/TheIronLady/cinema.html
* Dauer: 104 Minuten
Trailer: