Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

22. September 2012, 00:00 Kultur Movie Zurich Film Festival

Transpapa @ Zurich Film Festival

Gregor Schenker - Ein Teenager-Mädchen findet heraus, dass sich sein Vater zur Frau hat umoperieren lassen. Was sich nach einer doofen Klamotte anhört, ist in Wirklichkeit das berührende Porträt einer Eltern-Kind-Beziehung und ein subtiler Blick aufs Erwachsenwerden.

Ach, die Freuden der Jugend. Maren (Louise Sappelt) ist fünfzehn Jahre alt und steckt mitten in der Pubertät. Ihr Freund verlässt sie, weil sie ihm einen Blowjob verweigert, sie ist unsicher wegen ihrer Brustgrösse, fetzt sich ständig mit der Mutter (Sandra Borgmann) und auch sonst ist alles scheisse. Da erhält sie aus heiterem Himmel eine Geburtstagskarte ihres Vaters (Devid Striesow) und findet heraus, dass dieser gar nicht in Nepal lebt, sondern schon längst zurück in Deutschland ist. Wieso ihre Mutter ihr das verschwiegen hat? Na, weil sich ihr Vater inzwischen zur Frau hat umoperieren lassen.

Die Mutter erklärt, sie habe nur das Beste für Marens Entwicklung im Sinn gehabt: „Wir wollten dein Männerbild nicht durcheinander bringen.“ Na herzlichen Dank auch. Transpapa ist ein Film über männliche und weibliche Rollenbilder, mit denen sich Heranwachsende auseinandersetzen müssen.
Da ist in Marens Fall Ulrike, eine moderne emanzipierte Kumpelmutter, die ihre Sexualität auch vor der Tochter nicht versteckt. Da ist Zora, die beste Freundin, eine aufgedonnerte Pute, die mal so wie ihr Arztvater werden will (Maren findet das verständlicherweise langweilig). Und da ist eben ihr Vater Bernd, der jetzt Sophia heisst und ihr vorwirft, dass sie keine Röcke trägt: „Wahrscheinlich ist es dir nicht bewusst, aber du bist zwangsemanzipiert. Du versteckst deine Weiblichkeit, weil du glaubst, dass es dich stärker macht gegenüber dem anderen Geschlecht.“

Maren besucht Sophia, ohne das Wissen der Mutter. Eh schon in sich verschlossen, weiss sie nicht so recht, wie zur Hölle sie auf dieses zugleich bekannte und fremde Wesen reagieren soll. Sophia wiederum versucht, auf Maren einzugehen, Kontakt zur Tochter zu knüpfen, Gemeinsamkeiten zu finden – wird aber immer wieder abgewehrt. Die Annäherung verläuft harzig.
Eigentlich sehnt sich Maren nach dem Vater. Als junge Frau sucht sie nicht nur nach weiblichen Vorbildern, sondern auch nach männlicher Bestätigung. Die kriegt sie weder vom Freund noch vom „Vater“. Schliesslich wirft sie sich dem 13-jährigen Nachbarsjungen an den Hals. Pubertät ist voll doof.

Die deutsche Jungregisseurin und Drehbuchautorin Sarah-Judith Mettke (Transpapa ist ihr erster Langfilm) porträtiert die Schwierigkeiten Transsexueller und die Probleme Heranwachsender durchaus mit frechem Humor, aber stets mit Fingerspitzengefühl. Die Regie hält sich zurück und überlässt das Feld ganz Louise Sappelt als introvertiertem Teenager-Mädchen und Devid Striesow als exaltierter Transsexueller.


Weitere Vorstellungen:

  • So, 23. Sept, 15:45, corso 2
  • Do, 27. Sept, 19:00, Arena 8

Transpapa läuft im deutschsprachigen Spielfilm-Wettbewerb.

Kommentare
Login oder Registrieren