Stephan Eicher - Eldorado
Christina Ruloff - Artist: Stephan EicherAlbum: EldoradoRelease: 16.04.2007Label/Vertrieb: Universal Das letzte Album Taxi Europa sollte eigentlich sein Letztes sein. Schliesslich – so der Künstler selbst – ist man irgendwann zu alt um noch selber Musik zu machen, aufzutreten, zu singen. Es si...
Album: Eldorado
Release: 16.04.2007
Label/Vertrieb: Universal
Das letzte Album Taxi Europa sollte eigentlich sein Letztes sein. Schliesslich – so der Künstler selbst – ist man irgendwann zu alt um noch selber Musik zu machen, aufzutreten, zu singen. Es sind Äusserung wie diese (sie erinnern an Campino mit „Du bist zu alt für Popmusik“), die einen stutzig machen, denn was sollte Stephan Eicher bitte machen, wenn nicht Musik? Basteln vielleicht? Der Gedanken, dass Stephan Eicher keine Musik mehr macht und in Rente geht, ist dermassen abwegig (und zugleich typisch für einen „Künstler“ im wahrsten Sinne des Wortes, man beachte das Bild!) – denn sein neues Album Eldorado verdeutlicht, warum er nach DJ Bobo der mit Abstand erfolgreichste Schweizer Musiker ist. Das vielsprachige Album ist einprägsam, poetisch und doch leicht, vor allem aber unglaublich melodisch. Man kann seine Songs wieder und wieder hören, ohne ihrer überdrüssig zu werden und zwar in allen Lebenslagen.
Die meisten Lieder singt Eicher in französischer Sprache, so auch den wunderbaren Titelsong Eldorado. Der Text stammt wie immer von französischen Kultautoren Philippe Djian (Betty Blue); er handelt von der Suche, dem Weg nach Eldorado und ist ein Stück Kunst für sich. Aber wie Eicher das singt! Suchend, sinnend und mitten im Lied gibt es einen starken musikalischen Bruch, Drums und Glockenspiel ertönen und alles ändert sich und bleibt doch gleich. Der Mann hat schlicht ein Gespür für Musik.
Das einzige englische Lied I cry at commericals ist ganz grosse Musik, mit grossem Text; Eicher singt wie durch einen Filter, von weit weg mit heiserer Stimme und zeichnet ein intimes Bild von dieser abgelebten Welt und der abgelebten Stimmung; der Vergleich mit Tom Waits schmeichelt eher Waits als Eicher! „We go in empty / And come out full / There is plenty / When life seems cruel / We push our lives / From sale to sale / We’re housewives / Waiting for our mail“. Der Text, so einfach er daherkommt, schafft tolle Bilder.
Die schweizerdeutschen Texte stammen vom Romanautoren Martin Suter; und wiewohl Eicher voll Freundschaft und Dankbarkeit die Lyrics preist, sie bleiben doch deutlich hinter dem Rest zurück. Musikalisch ist Weiss nid was es isch ganz stark, ein wenig country und vor allem eben Eichers Stimme, der Text ist jedoch schwülstig und esoterisch: „Gspürsch das da inne? Ganz tief inne? Ganz, ganz schwär? Weiss nid was es isch, Aber da chumi här“. Und bei weil Stephan Eicher sich – sehr gekonnt! – oft an der Grenze zum Gewollten, Verkünstelten und Pseudotiefsinn bewegt, ist das dann doch zuviel des Guten!
Eldorado ist ein ganz grosses, vor allem wunderbar melodisches Album geworden – kein Grund also, die Gitarre an die Wand zu hängen und mit Basteln zu beginnen. Musik, zum Eicher zu zitieren, „es isch als wärs mis“!