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27. Oktober 2006, 00:00 Interview

Silbermond

Eray Müller - Students.ch traf Silbermond im Salzhaus Winterthur und unterhielt sich mit der äusserst gesprächigen Band über die Schweiz, Deutschrockbands und warum sie so nett sind. Silbermond © http://www.silbermond.deWillkommen zurück in der Schweiz. Wie lief’s in Bern und Basel?Es w...

Students.ch traf Silbermond im Salzhaus Winterthur und unterhielt sich mit der äusserst gesprächigen Band über die Schweiz, Deutschrockbands und warum sie so nett sind.

Silbermond © http://www.silbermond.de

Willkommen zurück in der Schweiz. Wie lief’s in Bern und Basel?

Es war grandios. Wir freuen uns immer wieder auf die Schweiz, nicht nur wegen dem Land, sondern auch wegen dem coolen Publikum. Wir haben eben erst erfahren, dass das Album auch hier sehr erfolgreich war. Wir waren ziemlich erstaunt, dass die Leute alle Texte mitsingen konnten. Aber wie gesagt, auch das Land ist wunderschön. Wir haben schon sehr viel gesehen, wir waren in Montreux, Gstaad und am Thunersee. Und natürlich an vielen Festivals.

Inwiefern sind wir Schweizer anders als die Deutschen oder die Österreicher?

Nun, als wir das erste Mal in der Schweiz spielten, machten die Leute nach dem Konzert diese Welle. Bei uns rufen sie „Zugabe“. Für uns tönte das wie ein Ausbuhen und wir meinten, dass sie’s nicht so gut fanden. Dann gingen wir aber doch auf die Bühne und merkten, dass wir das einfach falsch verstanden hatten.

Wie sieht es mit dem Druck aus nach zwei so erfolgreichen Alben?

Eigentlich geht’s uns ja ums Musik machen. Klar ist es schön zu sehen, dass die CD so hoch in den Charts ist, aber das ist ja nicht der Grund warum wir Musik machen. Da ist höchstens ein Ehrgeiz von unserer Seite. Wir haben uns weiterentwickelt, vor allem durch die vielen Konzerten. Unser Anspruch in Sachen Perfektion ist gestiegen. Aber wir überlegen uns beim Schreiben von Songs nicht, ob wir noch erfolgreicher werden müssen oder nicht.

Wie hat alles angefangen?

Es ist ziemlich genau acht Jahre her. Wir lernten uns beim TEN SING kennen und spielten dort einige Coversongs, später dann auch ein paar eigene englische Songs. Aber das lag uns nicht, weil wir nicht gerade die Besten sind im Englisch. Wir konnten einfach nicht ausdrücken, was wir sagen wollten.

Adrian Stern sagt jeweils zu seinen Mundart-Songs, dass der Vorteil ist, dass sie jeder versteht, der Nachteil aber auch. (Anmerkung der Redaktion: Silbermond und Adrian Stern kennen sich vom Argovia Fest)

Ja, das ist schon so. Zum Teil müssen wir uns schon überlegen, ob wir alles so schreiben möchten, denn das Ganze ist schon ziemlich persönlich, vor allem, weil’s auf Deutsch ist. Manchmal stehst Du schon mit heruntergelassenen Hosen da.

Wieso erlebt die deutsche Musik in den letzten Jahren einen solchen Hype?

Das hat zum einen Teil mit den politischen Diskussionen in Deutschland betreffend Deutschquote zu tun. Ein bestimmter Prozentsatz von an Radios gespielten Songs muss auf Deutsch sein. Man ist sich stärker bewusst, dass es viele und gute deutschsprachige Bands gibt.

Ist die „Scham“, auf Deutsch zu singen, verschwunden?

Nee, der Charme ist nicht verschwunden, im Gegenteil, wir können bewusster mit unserer Sprache umgehen. Oder meinst Du „Scham“? Ach so, ja die Scham ist verschwunden. Es ist nicht mehr uncool, deutsche Texte zu schreiben.

Wie ist das Verhältnis zu anderen Bands wie Juli, Wir sind Helden, Madsen etc.?

Man kennt sich, man besucht sich gegenseitig auf Konzerten. Da ist kein Konkurrenzdenken, wieso auch? Man ist stolz, dass es viele deutsche Bands gibt, die Erfolg haben. Wir kennen die Söhne Mannheims, Xavier Naidoo, Die Toten Hosen, Die Ärzte, Rammstein und Die Fantastischen Vier. Man sieht sich immer wieder an Konzerten und meist gibt es dann noch lange Parties. Es ist also nicht so, dass sich die Sängerinnen gegenseitig die Köpfe einschlagen.

Wie steht’s mit Tokio Hotel und den Killerpilzen?

Ich möchte die Bands nicht verurteilen, wir haben die Jungs schon einige Male getroffen und wünschen ihnen viel Erfolg. Es ist nicht einfach, in diesem Alter richtig mit dem Erfolg umzugehen. Ob sie gut sind, entscheidet sich, wenn ich sie live sehe. Und leider haben wir sie bisher noch nie gesehen.

Vielleicht eine etwas blöde Frage. Warum seid ihr so nett?

Das wurde uns schon viele Male vorgeworfen. Wir sind so wie wir sind. Egal, ob du uns beim Einkaufen triffst oder im Ausgang oder wo auch immer, wieso sollten wir uns verstellen? Aber vielleicht hast du auch nur einen guten Tag erwischt.

Was können wir heute Abend erwarten?

Wenn es so wird wie in Basel und Bern, dann gibt’s ein heisses Konzert. Als wir das letzte Mal hier im Salzhaus gespielt haben, dauerte es etwa zwei Songs, bis wir total nass waren. Das war im Februar, da sagten wir den Leuten, sie sollen reinkommen, weil’s draussen so kalt ist. Heute ist’s ein wenig wärmer.

Habt ihr ein Ritual vor dem Konzert?

Nicht wirklich. Wir sind schon lange auf der Suche nach einem Ritual. Wenn jemand etwas Gutes weiss, soll er sich melden. Wir geben uns die Hand, fast schon ein wenig businessmässig. Das ist zwar auch schon eine Art Ritual, aber nicht so cool.

Welche Pläne habt ihr für die nächsten Monate?

Nun, wir werden bis Ende Jahr auf Tour sein und Anfang nächstes Jahr an unserem Wohltätigkeitsprojekt arbeiten, wo wir Sachen von uns für einen guten Zweck versteigern werden. Ausserdem sind wir mit diesem Projekt dran, ein Haus für Frauen und Mädchen in Kamerun zu bauen. Und im Sommer werden wir dann an unzähligen Festivals spielen, nachdem wir dieses Jahr nur auf Sparflamme unterwegs waren.

Ich danke euch für das Interview.

Wir danken dir. Man sieht sich heute Abend.

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