Jörg Steier zu Ehren
Michaela Lischer - Peter Bichsel, Reto Hänny, Peter von Matt, Adolf Muschg, Rolf Niederhauser, Heinz Schafroth, Ruth Schweikert, Alexander Seiler, Peter Weber, Urs Widmer – vereint im Zürcher Schauspielhaus nur aus dem einen Grund: Jörg Steiner zu ehren.Die beinahe rührende Begrüssung durch ...
Die beinahe rührende Begrüssung durch Ulla Unseld-Berkéwicz liess viel vom guten Verhältnis des Autors zu seinem Verlag erahnen. Die Feier sei ihnen ein Betriebsausflug wert gewesen, meinte die Geschäftsführerin des Suhrkamp Verlags und erzählte die eine oder andere Anekdote aus der langjährigen Zusammenarbeit zwischen Verlag und Autor. So soll Jörg Steiner in seiner Bescheidenheit einmal für das Verschieben eines Erscheinungstermins so argumentiert haben, dass er ja kein Erfolgsautor sei und kein grosses Publikum auf das Buch warte - und seinen Leser, Heinz Schafroth könne er wohl vertrösten. Die zahlreich anwesenden Zuschauer straften ihn spätestens jetzt Lüge und sollten nicht zum letzten Mal an diesem Morgen amüsiert lachen.
Zu Ehren von Jörg Steiner lasen seine Freunde Passagen aus seinem Gesamtwerk. Einige davon seien hier erwähnt: Peter Bichsel machte den Anfang und wählte mehrere Abschnitte aus „Ein Messer für den ehrlichen Finder“, wo mit subtiler Ironie über die Erschütterung der Gemüter durch das Auftauchen der Migros-Wagen in der ländlichen Schweiz berichtet wird. Reto Hänny las aus „Wer tanzt schon zu Musik von Schostakowitsch“ von Polizisten, die aufhorchen, als der Protagonist erklärt, die Musik, welche er hört, sei von einem Russen – und sich dann trotzdem gemeinsam mit ihm betrinken. Für „Schnee bis in die Niederungen“ hat sich Peter Weber entschieden, der Satz „Das Land ist besser, als sein Wetter“, steht da geschrieben, in Urs Widmers Auswahl an Gedichten wird dies mal leiser, mal lauter ironisch bestritten.
Jörg Steiner selber las aus seinem neusten Buch, „Ein Kirschbaum am Pazifischen Ozean“, welches von einem Schweizer Schriftsteller handelt, der für zwei Monate als Writer-in-Residence an die University of Southern California reist.
Dass seine Freunde das schlichte Vortragen seiner Texte als genügend grosse Ehrung erachteten, spricht für sich selber - für den Autor und seine Texte, aber auch für seine Freunde. Mehr war dann auch nicht nötig, um das Publikum nachdenklich-vergnügt hinhören zu lassen.
Bild: Horst Tappe