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25. September 2013, 10:58 Kolumnen

Student müsste man sein!

Marco Büsch - Nun arbeite ich also auch. Es hat seine Vor- und Nachteile gegenüber dem Studentenleben. Eine kleine, nicht ganz ernst gemeinte Aufzählung. Für mehr bin ich zu müde von der vielen Arbeit; das bin ich mich nicht gewohnt.

Nun habe ich also seit einer Weile aufgehört zu studieren und gehe jetzt einer geregelten Arbeit nach, mit geregelten Arbeitszeiten und geregeltem Arbeitsumfeld. So wie das eigentlich die meisten Menschen tun. Ich habe natürlich auch gleich begonnen, meinen studierenden Kollegen und Kolleginnen Dinge zu sagen wie «Ja, ja, Student müsste man sein!» oder «Du hast es aber locker!», aber so richtig bin ich selber noch nicht angekommen in dieser Arbeitswelt. Im Kopf bin ich jedenfalls doch noch ein bisschen Student. Deshalb hier ein paar Vor- und Nachteile des Arbeitnehmer-Daseins gemäss höchstpersönlichen Erfahrungen:

– Der Bus ist voll am Morgen, es stinkt, es ist heiss, die Leute drängeln und drücken und der Busfahrer rast ohne Rücksicht auf die stehenden Menschen durch die Stadt, inklusive Vollbremsungen an jeder Kreuzung. Dafür sieht man immer die gleichen Gesichter, das gibt einem ein bisschen Halt. Student müsste man sein, welcher selten zu Stosszeiten Bus fährt.

– Im Bus ist es unter anderem heiss, da ich eine dicke Jacke trage, weil es draussen noch dunkel und kalt war, als ich das Haus verlassen habe. Ist mein Arbeitstag aber vorüber, so ist draussen meistens schönes Wetter und ich mit meiner dicken Jacke völlig fehl am Platz. Student müsste man sein, welcher das Haus erst nach dem Mittagessen verlässt.

– Ich muss mein soziales Leben nach meinen Arbeitszeiten richten und meistens bin ich nach der Arbeit so kaputt, dass ich gar nicht mehr sozialisieren will, aber muss, weil ich ja dann doch nicht alle sozialen Kontakte verlieren will. Vor allem, nachdem ich tagsüber nicht mehr jedem Kumpel nach fünf Sekunden auf Whatsapp antworten kann und diese sich deshalb nach ein paar Stunden ohne Antwort schon zu fragen beginnen, ob mir vielleicht etwas zugestossen sei. Ja, es ist mir etwas zugestossen: Arbeit. Student müsste man sein, welcher zu jeder Zeit eine Vorlesung knicken oder während der Vorlesung unter dem Tisch whatsapplen (mein neues Lieblingsverb) kann.

– Viel schlimmer ist es bei festen Arbeitszeiten aber, gewisse Ämter zu erreichen müssen, sei es persönlich oder per Telefon. Es scheint, als hätten die extra nur drei Stunden pro Tag geöffnet und auch dann nur mit extra abgemachtem Termin und bei einer bestimmten Person, welche aber gerade in den Ferien ist, aber das Formular muss also wirklich bis vorgestern bei denen sein. Student müsste man sein, welcher zu jeder Zeit immer überall sein kann. Dafür macht es sich nun bei einer Terminsuche besser, wenn ich tatsächlich in der Agenda nachschauen muss, wo ich noch wann ein Zeitfenster offen habe und nicht mehr einfach «ich kann eigentlich immer» sagen kann/muss, das wirkte dann immer so Larifari-mässig. Nun gut, das ist es ja eigentlich auch.

– Die Poststelle ist immer proppenvoll, wenn ich sie nach der Arbeit aufsuchen will. Mein Coiffeur übrigens auch. Immer stehen mir diese ganzen Arbeitnehmer, welche erst nach der Arbeit Zeit haben, im Weg. Student müsste man sein, dann würde ich wie früher die Post und den Coiffeur zu Randzeiten besuchen. Der Coiffeur wäre sogar überglücklich, weil sonst niemand montagmorgens um halb elf zu ihm kommt, um seine Haare schneiden zu lassen.

Vergessen wir aber nicht die Vorteile, welche ein Arbeitsleben mit sich bringt: Da wären unter anderem: Geld. Das Feierabendbier. Man hat nie das Gefühl, man hätte nicht genügend gelernt und sollte sich vielleicht doch nochmals hinsetzen. Man kann jeden Morgen die Studentenschlangen vor dem Polybähnli auslachen. Das gleiche gilt für die wartenden Massen am Bellevue, ausser man muss selbst in den 5er oder 9er steigen. Man erhält die Gelegenheit, jeden Abend auf dem Heimweg den „Blick am Abend“ zu lesen. Wobei es jedem selbst überlassen sein soll, dies als Vor- oder Nachteil zu werten. Falls ich Geld noch nicht erwähnt habe, Geld. Geld, Geld, Geld. Und man muss sich nicht mehr anhören, doch sicher nur einer dieser faulen Studenten mit einem Schoggileben zu sein.

Es gibt also einige Nachteile, aber auch viele Vorteile, welche ein geregeltes Arbeitsleben von einem Studentenleben unterscheiden. Ich persönlich mag bis jetzt beides, aber ich stehe ja auch noch am Anfang meiner Arbeitskarriere. Und bevor ich es vergesse und wieder mit Kommentaren eingedeckt werde, ich hätte doch keine Ahnung undsoweiterundsofort: Der obige Text entspricht nicht eins zu eins der Realität und ich greife ab und zu zum Stilmittel der Überzeichnung. Ich meine das also nicht alles bierernst. Aber ich bin natürlich dennoch bereit, mir allfällige Kommentare durchzulesen, vielleicht findet die eine oder der andere noch ein oder zwei Vor- oder Nachteile zum Thema Arbeitswelt vs. Studentenleben, ich würde mich freuen.

Weitere Kolumnen gibt es auf meinem Blog nachzulesen: Hier!

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