Lovex - Pretend Or Surrender
Jesse Bächler - Interpret: Lovex Album: Pretend Or Surrender Release: 2.Mai, 2008 Label/Vertrieb: Gun Records/Sony BMGDas ewige Keyboard im Hintergrund. Bei jeder Gelegenheit klimpert oder zischt es irgendwo und irgendwas, ohne dabei auch nur eine Sekunde nicht redundant zu sein. Vielleicht komm...
Album: Pretend Or Surrender
Release: 2.Mai, 2008
Label/Vertrieb: Gun Records/Sony BMG
Das ewige Keyboard im Hintergrund. Bei jeder Gelegenheit klimpert oder zischt es irgendwo und irgendwas, ohne dabei auch nur eine Sekunde nicht redundant zu sein. Vielleicht kommt es nicht ganz von ungefähr, dass andere Bands, die gemäss Ankündigung vergleichbare Musik machen (zu denen aber weder Alice Cooper, Mötley Crüe, Backyard Babies, Metallica, noch Nirvana, System Of A Down, Incubus, Sentenced oder Nickelback, gehören – am ehesten passt Nightwish noch ins inspiratorische Beuteschema, vielleicht mal noch ein bisschen HIM), sich nur selten an die Tasten wagen: Es klingt einfach zu schnell zu unüberhörbar. Es ist in etwa so, als würde man die Wände in der toskanischen Villa kurzerhand mal eben mit Bauschaum hochziehen. Oder wie wenn man im chicen Restaurant Katzenfutter serviert bekommt. Es nagt halt an der Authentizität, das schleckt keine Geiss weg.
Trotz aller schlechten Worte, der Sin-City-Aufmachung im Booklet, dem Tekken-Styling und unzähligen textlichen Plattitüden gilt aber noch immer die Unschuldsvermutung. Und die sagt uns, dass man davon ausgehen muss, dass diese Finnen mit wohlklingenden Namen wie Sammy Black, Vivian Sin’Amour oder Julian Drain es zuerst schon ganz schön ernst meinen mit ihrer Mucke. Schliesslich ist es nicht verboten, auf lange schwarze Kittel zu stehen, Sterne zu mögen, sich Rosenkränze um den Hals zu hängen und sich um einen fies-abgeklärten Ausdruck zu bemühen. Und es ist ja auch nicht unmöglich, Schreddergitarren und gleichzeitig auch Geigenklänge zu mögen, ein harter Kerl zu sein und gleichzeitig zu seinen Gefühlen zu stehen. Leider wirkt bei Lovex alles bis auf die penetranten Synthies aufgesetzt und nicht ganz stimmig. Zumindest für einen Nordwesteuropäer. Wer weiss, vielleicht handelt es sich hier auch nur um ein Artefakt des clash of cultures – schliesslich hat Finnland ja auch sonst noch ein paar ähnlich kostümierter Bands hervorgebracht. Die ihre Plastikäxte schwingend dann auch noch prompt den Eurovision Song Contest gewinnen. Und worüber wir hier gerade sprechen, ist nicht etwa ein Debüt, sondern bereits der Nachfolger des äusserst erfolgreichen Erstlings, dem in der Heimat auch Goldstatus zuteil wurde. Ganz ohne Berechtigung sind Lovex also doch nicht. Vielleicht nehmen wir sie einfach aus der etwas zu adulten Metal-/Gothic-Ecke und setzen sie zu den noch unentschlossenen Emo-Kids.
Naja. Um das ganze doch noch mit guten Worten abzurunden, sei anzumerken, dass – abgesehen vom mehrfach angesprochenen Tasteninstrument – die Produktion ganz ordentlich und schön füllig daher kommt (gottseidank haben sie hier Metallica als Vorbild vergessen). Und die geneigte Hörerschaft bekommt auch eine knappe Stunde Musik für ihr Geld – das ist ein fairer Deal.