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29. März 2014, 15:38 Konzert Music

Eine neue Bühne, ein Todesfall und viel gute Musik

Patrick Holenstein - Zum 17. Mal rief das m4music und die Menschen eilten in den Schiffbau. Sold out hiess es dann am Freitagabend schnell. Zweimal wurde ich gefragt, wie das dem beim m4music so laufen würde. Ich sage dann jeweils: „Lasst euch treiben und entdeckt Bands.“ Das habe ich auch getan.

Mein Freitag am m4music hat mit amüsanten Anekdoten zu Scooter gestartet. Keine Angst, die Brachial-Techno-Päpste waren nicht beim m4music. Aber das inzwischen zum Klassiker avancierte Panel „Rotwein mit Renner“ schon und dieses Mal trug es die Subline „The Book-Edition“. Tim Renner, ein ausgewiesener Experte der Musikszene, hat sich gemeinsam mit m4music-Festivalleiter Philipp Schnyder von Wartensee Gäste eingeladen, die allesamt ihr Buch dabei hatten. Darunter waren Jürg Halter, der die Schweiz repräsentierte sowie Max Dax, der eine Biografie über Scooter geschrieben hat und einiges zu erzählen wusste. Damit schliesst sich der Kreis zu Scooter und während die Protagonisten auf der Bühne genüsslich Rotwein schlürfen, zieht es mich vor den Schiffbau. Dort steht in diesem Jahr die Showcase Stage auf der den ganzen Nachmittag Konzerte stattfinden und zwar gratis. Die berner Mundart-Avantgardisten von Jeans For Jesus ziehen mich an und enttäuschen nicht. Mit Slidegitarre und allerlei technischer Unterstützung vertonen sie ihre cleveren Wortspiele und zeigen, wieso sie im Moment auf einer Welle der Begeisterung surfen.

Die nächste Band hat sich vier Jahre im „Keller verkrochen“, wie der Sänger von Open Season etwas kokettierend erklärte. Mit viel Spiellaune und einer grossen Portion Ska und Reggae eröffnet das Berner Kollektiv den Abend in der Halle. Die ist schon gut besucht und die Stimmung beginnt bereits gut zu köcheln. Aber mich zieht es in die Schlange vor der Box. Denn dort stehen die Amerikaner von We Are Scientists auf dem Programm. Kaum ist die Tür offen, reisst mich meine Begleitung in die erste Reihe. Wobei sie Wert darauf legt, dass sie nicht drängelt. Nevermind. We Are Scientists überzeugen dann von Beginn weg mit rhythmischem und knackigem Indie-Rock. Die Zuschauer bewegen sich erst gemächlich, tanzen aber schon beim zweiten Song ausgelassen. Doch, die Band kommt an. Aber in bester m4music-Tradion beginnt jetzt das Konzert-Hüpfen. Weiter zu Wolfman im Moods, wo das Elektro-Duo aus Zürich seine wunderbaren Songs in die Luft malt und die Leute zum Träumen animiert. Eine herrliche Viertelstunde bekommen sie, dann geht es weiter. Ziel: Exil und Wye Oak. Doch ich tappe in die Falle, die das m4music gerne bereithält. Denn bis zum Exil komme ich erst gar nicht, weil ich auf dem Vorplatz von ehemaligen Arbeitskollegen und nicht mehr ganz nüchternen Nachwuchs-Radiomoderatoren aufgehalten werde. Naja, Networking gehört halt auch zum m4music.

Dafür lasse ich mir Mighty Oaks auf keinen Fall entgehen. Die Berliner Jungs mit Wurzeln in der halben Welt waren schon am Nachmittag beim Interviewtermin (Folgt in Kürze) bestens gelaunt und auch beim Konzert verwöhnen sie die Menschen im wortwörtlichen pumpenvollen Moods mit feinstem Folk mal in bester Mumfort-and-Sons-Manier und mal einfach klassisch perlend. Ein Highlight des Abends. Aber der ist ja noch jung. Nach der amerikanisch angehauchten Volksmusik, steht Spass auf dem Programm. Kakkmaddafakka stammen aus Norwegen und sind einfach eine Spasstruppe, nicht mehr und nicht weniger, aber sie sorgen in der Halle für viel Stimmung. Als kleiner Geheimtipp wird Tycho gehandelt. Lasse ich mir nicht entgehen und widme dem amerikanischen Ambient-Künstler ein Ohr voll. Seine subtilen Melodien und die zerbrechlich gewobenen Soundfäden sind ein Genuss. Aber es steht ja noch eine Band auf dem Plan, deren Gig auf wackligen Beinen steht. Whomadewho aus Dänemark. Nur Stunden vor dem Gig hat deren Drummer nämlich erfahren, dass sein Vater einen Herzinfarkt hatte und – laut mehreren Quellen – daraufhin verstorben ist. Demzufolge präsentiert sich die Band nun als Duo. Sie hätten überlegt, den Gig ganz abzusagen, erklären sie, aber sie hätten sich dagegen entschieden. Also machen Whomadewho mit schwungvollem und in die Beine gehenden Elektro-Pop den Abschluss in der Halle und zollten durch ihren Auftritt dem Todesfall irgendwie auch etwas Tribut.

Nach den Dänen ist für mich auch Schluss. Mein Fazit zum ersten Tag am m4music fällt äusserst positiv aus. Alles ist gut organisiert. Die Konzerte machen Spass, weil sie ziemlich gut gemixt sind, das Festival ist trotz Full House nicht zu überladen und man trifft nette Leute, von alten Bekannten bis zu neuen Menschen. So muss m4music sein, so macht es Spass. Die Premiere der Showcase Stage hat sich ebenfalls bewährt. Wobei da neben dem Programm auch das sehr gute Wetter seine Finger im Spiel hatte. Also alles bereit für Tag #2.

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