Twin Atlantic: Wir sind immer noch alle Kindsköpfe
Patrick Holenstein - Twin Atlantic haben ein neues Album am Start. Wir haben mit dem Bassisten Ross McNae telefoniert und ihn darüber ausgefragt.
Die schottische Band Twin Atlantic hat Mitte August ihr neues Album «Great Divide» herausgebracht. Wir haben den Bassisten Ross McNae in London an den Draht bekommen und mit ihm über das neue Album gesprochen.
Wobei störe ich jetzt gerade?
Im Moment sind wir in London. Unser Album kam gerade am Montag heraus und wir sind nun seit ein paar Wochen dabei, das Album zu promoten. Jetzt sind wir bei HMV in London und unser Label gibt heute Abend eine Party, bei der wir ein paar Songs spielen werden. Ein weiterer arbeitsreicher Tag, aber das ist immer aufregend für uns.
In der Schweiz sind Twin Atlantic noch nicht so eine grosse Nummer wie in UK. Wie würdest du Twin Atlantic jemandem beschreiben, der noch nie von euch gehört hat?
Ich denke wir sind eine Rockband, die alle Arten von Musik mag. Wir mögen Rock wie auch Pop und versuchen alle unsere Geschmäcker zusammenzubringen. Ich denke, wir sind eine dynamische und laute Rockband mit Popanleihen. Was man von unserer Band immer bekommt, ist Ehrlichkeit, und wir singen über Dinge, die wir auch wirklich erlebt haben und wir erfinden nicht irgendetwas. Daher würde ich uns als ehrliche Rockband bezeichnen.
Wenn man sich eure Musik anhört, dann sticht der schottische Akzent heraus. Bei vielen Bands aus Glasgow, wie beispielsweise Biffy Clyro oder Franz Ferdinand, ist das nicht ganz so extrem. War es für euch immer wichtig, mit Akzent zu singen?
Als wir jünger waren, wollten wir die Bands nachahmen, mit denen wir aufgewachsen sind. Wir mochten diese Highschool-Sachen von der Pop/Punk-Explosion in Amerika sehr, Bands wie Blink182 oder New Found Glory. Das war unser Anknüpfpunkt und definierte für uns Rockmusik. Als wir jünger waren, versuchten wir die Songs, die wir hörten, mit einem amerikanischen Akzent zu singen. Ich kann mich nicht mehr genau an den Moment erinnern, an dem wir entschieden haben, nicht mehr so zu singen. Aber wir realisierten, dass wenn wir Geschichten über uns erzählen, dann sollten wir diese auch so singen, wie wir sprechen. Es gibt einige Bands in Schottland, die mit einem sehr starken Akzent singen, und solche, die noch am nachahmen sind. Für uns ist es halt einfach so, dass wir authentisch sein wollen und darum singen wir in unserer Sprache.
Während dem Sommer habt ihr zahlreiche Festivals bespielt und dabei auch neue Songs gespielt. Habt ihr gemerkt, dass ihr auf gutem Wege seid für das neue Album?
Ich denke schon. Wir wollten auch nach Europa kommen, also mehr auf dem Festland spielen und dabei Länder wie Deutschland, Österreich und die Schweiz bereisen. Aus irgendwelchen Gründen schafften wir es beim letzten Album nur ein paar wenige Male. Wir wollen an so viele Orte kommen wie möglich und es ist sehr aufregend, da wir an diesen Orten eher eine unbekannte Band sind. Für uns ist dies also eine neue, aufregende Herausforderung – jetzt haben wir ein neues Album dabei und können dieses auch promoten. Es gibt auch auf dem Festland Leute, die darauf warten, uns spielen sehen zu können, und die haben nun auch die Chance dazu.
Mit «Heart and Soul» hattet ihr einen Top-20-Hit in Grossbritannien. Hättet ihr das erwartet?
Nein, überhaupt nicht. Wir sind sehr stolz auf den Song und wussten, dass es ein gutes Lied ist. Es ist aber komisch für uns, da wir schon so lange eine Rockband sind und über so viele Jahre herumgereist sind und bei «Heart and Soul» haben wir zum ersten Mal bewusst Pop-Elemente in einen Song eingebaut. Wir wussten, dass wir einen sehr eingängigen Song hatten, den wir alle mochten und der sich auf uns bezog. Deshalb dachten wir schon, dass die Leute ihn mögen würden. Wir hätten jedoch nie gedacht, dass der so akzeptiert und in der Mainstream-Kultur landen würde. Denn Singles von Rockbands landen so gut wie nie in den Charts! Das war also völlig unerwartet für uns, aber auch sehr schmeichelhaft und aufregend. Zudem gab es uns auch einen Schub, da wir so lange an uns geglaubt haben und wenn nun auch andere Leute an uns glauben, so ist alles möglich.
«Heart and Soul» kam bei RedBull Recordings heraus und dort wurde das Album bereits für April angekündigt. Ihr habt es dann aber durch PIAS veröffentlicht. Weshalb habt ihr das Label gewechselt?
Das Label ist eigentlich das gleiche – einfach der Vertrieb läuft in Europa über PIAS. RedBull ist also unser Label, bei dem PIAS auch involviert ist.
Weshalb habt ihr den Albumtitel «Great Divide» gewählt? Gab es irgendwelche Differenzen in der Band während dem Entstehungsprozess?
Die Entstehung von «Great Divide» war ein langer Prozess für uns und wir haben einige Male gemerkt, dass wir mehr und zusätzliche Elemente wollten, die wir noch nicht ins Album haben fliessen lassen. Wir wollten es besser und perfekter werden lassen. Es war auch ein Kampf, da wir uns nicht festlegen wollten, um das Album einfach herausbringen, sondern wir wollten das bestmögliche Album aufnehmen. Wir sind dann also immer wieder zurückgegangen und versuchten es zu verbessern. Wir haben das letzte Album vor drei Jahren herausgebracht und während den drei Jahren auf Tournee sind wir alle reifer geworden. Danach sind wir nach Hause gekommen und waren rund ein Jahr zu Hause und konnten in dieser Zeit realisieren, was wichtig für uns ist, wie zum Beispiel unsere Familien oder enge Freunde. Einige von uns haben geheiratet. Das Album repräsentiert für uns diesen allmählichen Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter. Wir sind immer noch alle Kindsköpfe, doch heute haben wir mehr Verantwortungen und Verpflichtungen als früher. Dieser Wechsel ist ein zentrales Thema des Albums.
Du hast Fotografie studiert. Bist du in der Band auch verantwortlich für die Artworks?
Für das erste Album haben Sam (Sänger, Anm. d. Red.) und ich alles gemacht. Aber jetzt arbeiten wir mit Designern, die wir bewundern und gehen durch den Prozess mit ihnen. Sie geben Ideen und auch wir können unsere Inputs mit einbringen. Wir hatten bei diesem Artwork schon Ideen, wollten uns aber in erster Linie auf die Musik fokussieren. Jemand, den wir bewundern, hat es dann gemacht, da Album-Artworks sehr wichtig für uns sind. Wir wollten etwas im Militär- und Propaganda-Stil und deshalb haben wir sie ausgewählt.
Flaggen sind sehr wichtig beim Artwork des neuen Albums und auf der Website habt ihr auch einen Wettbewerb, bei dem man eigene «Twin Atlantic»-Flaggen kreieren kann. Doch wofür stehen eigentlich die Flaggen auf dem Cover?
Wie ich bereits angedeutet habe, dringen bei diesem Album die verschiedenen Persönlichkeiten von uns durch. Jede der Flaggen steht somit für einen von unserer Band. Also trotz einer grossen Spaltung (Great Divide) kommen die vier von uns zusammen und sind zusammen stark – das symbolisiert auch die Platte.
Im November kann man euch in der Schweiz sehen. Habt ihr irgendwelche speziellen Erinnerungen oder Momente, die mit der Schweiz verbunden sind?
Ja, da kann ich mich an einige Dinge erinnern. Wir haben mit Enter Shikari in der Schweiz gespielt. Auch einige Festivals haben wir bespielt. Wir hatten bisher aber nicht die Chance, an viele Orte zurückzukommen, deshalb freuen wir uns sehr, wieder in die Schweiz zu kommen. Ich glaube, das wird im November sein?
Genau, das Konzert wird am 19. November im Kinski in Zürich stattfinden.