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5. Juni 2007, 00:00 Movie

Shut Up & Sing

Christina Ruloff - „Freedom of speech is fine as long as you don’t do it in public!“ America vs. The Dixie Chicks – ein scharf beobachteter und unfreiwillig amüsanter Dokumentarfilm über eine Band in Ungnaden. Ironie? Oder einfach nur unglaubliche Dummheit? Zweifel sind angebracht...„W...

„Freedom of speech is fine as long as you don’t do it in public!“ America vs. The Dixie Chicks – ein scharf beobachteter und unfreiwillig amüsanter Dokumentarfilm über eine Band in Ungnaden.

Ironie? Oder einfach nur unglaubliche Dummheit? Zweifel sind angebracht...

„We’re ashamed that the President of the United States is from Texas.“ Die Bemerkung von Dixie Chicks Leadsängerin Natalie Maines bei ihrem Konzert in London im Jahr 2003 war weder als Provokation gemeint, noch wurde sie vom Publikum als solche aufgefasst. Sie stand im Zusammenhang mit einem Kommentar über den vom Präsidenten vom Zaun gerissenen Irakkrieg, der damals gerade begann. Die drei Frauen schämten sich und glaubten, sich als Amerikanerinnen rechtfertigen zu müssen.

Dass alles ganz anders kam, ist wohl bekannt. Der Guardian erwähnte Maines’ Kommentar in der Konzertkritik um die Stimmung zu beschreiben, die AP nahm das Zitat als Schlagzeile auf und die konservative Webseite Free Republic begann eine Hetzkampagne gegen die wohl erfolgreichste Countryband der USA, die in einem Dixie Chicks -Boykott und -Hass resultierte, der seinesgleichen sucht.

Aufgebrachte Fans verbrannten ihre Cds oder entsorgten sie in für diesen Zweck vor den Radiostationen im ganzen Land aufgestellten Mülleimern, konservative Fernsehkommentatoren profilierten sich mit niveaulosen und zusammenhangslosen Bemerkungen, Radiostationen im ganzen Land, vor allem aus der Countryecke, weigerten sich, vermeintlich die Wünsche ihrer Zuhörerschaft berücksichtigend, die Lieder der verräterischen und anti-amerikanischen Band zu spielen.

Der Dokumentarfilm von Barbara Kopple und Cecilia Peck zeigt die Ereignisse aus der Perspektive der Dixie Chicks. Sie beide waren damals in London und haben Schicksal und Spiessrutenlauf seither, aber auch das Entstehen des neuen Albums mit dem sinnigen Titel Taking The Long Way der Band dokumentiert, Diskussionen im Backstage-Bereich, mit Management und Werbepartnern mitverfolgt – kurz den Wahnsinn tatsächlich und live miterlebt, den die frei Frauen seit der unglücklichen Aussage durchgemacht haben.

Natürlich ergreifen die Filmemacherinnen die Partei der Dixie Chicks, auch wenn sie nie durch ein Voice-over oder einen Kommentar belehren; sie zeigen denn auch vor allem den Konflikt der Band, die ihre Fans nicht verprellen will, aber doch zu ihrer ehrlichen Meinung steht und stehen will. Die Dixie Chicks konnten sich offenbar schlicht nicht vorstellen, dass ihre Fans nicht über das gleiche Mass an gesundem Menschenverstand und Toleranz verfügen. Der Werbeslogan des Films „Freedom of speech is fine as long as you don’t do it in public“ und andere groteske Dummheiten wurden am laufenden Band geäussert.

Es ist denn auch die herrliche Naivität der Band, die erst nach und nach realisiert, was an Geschirr zerschlagen wurde, die den Zuschauer erstaunt. Zu Beginn noch äussert der Manager, dass es grossartig sein würde „to get them to burning and boycotting your Cds“. Als die erste Morddrohung eintrifft und die Cd-Verkäufe in den Keller sinken, verbreitet sich Hilflosigkeit, Resignation und Hysterie unter den Bandmitgliedern, die nicht wissen, wie sie aus diesem Schlamassel herausfinden.

Den grossen Zusammenhang zwischen Radiostationen und Verkaufszahlen, zwischen politischen Äusserungen und Fanidentifikation hat zwar das Management, nicht aber die Gruppe begriffen. „You give to much credit to the American public“, kommentiert eine ratlose PR-Frau. Eine Reflexion über die eigene Musik und die Fans bleibt völlig aus.

Shut up & sing ist gut beobachtet, teilweise (unfreiwillig) amüsant, aber nicht wirklich erhellend.

Bewertung: 3.5 von 5

profiliert hat. - Die Idee stammt vom Management!

Originaltitel: Shut up & sing

Land: USA

Genre: Dokumentarfilm

Dauer: 93 Minuten

Regie: Barbara Kopple & Cecilia Peck

Verleih: Ascot Elite

Kinostart: 7.6.2007

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