Clueso im Interview mit Students.ch
Marie-Charlotte Maas - Der Erfurter Sänger Clueso trat vergangenes Wochenende mit seiner Band in Marburg/ Lahn auf.Im Vorfeld sprach Students.ch mit ihm über Freunde, Zeitreisen und den Lehrerberuf. Students.ch: Deinen Name hast Du ja von deinen Freunden bekommen, in Anlehnung an den Hauptdarsteller ...
Students.ch: Deinen Name hast Du ja von deinen Freunden bekommen, in Anlehnung an den Hauptdarsteller der Serie Pink Panther Inspektor Clouseau. (Anm. der Redaktion: Inspektor Clouseau schafft es trotz aller Trägheit höchst erfolgreich seine Fälle zu lösen)
Und in Interviews allgemein merkt man, dass dir deine Freunde sehr wichtig sind und dich auch sonst beeinflussen, nicht nur namenstechnisch.
Gibt es auch Freunde, die deine Musik gar nicht mögen? Die sagen, das geht gar nicht?
Clueso: Mh, eigentlich mehr oder weniger in der Anfangsphase. Im Moment nicht. Also entweder sind sie alle nicht mehr ehrlich oder ich bin zu groß geworden... Doch es gibt schon Leute. Jetzt in meinem engen Freundeskreis eher nicht. Da treffe ich schon den richtigen Knopf, das irgendwie alle das cool finden. Oder vielleicht liegt es auch daran, wenn ich jetzt Bands kennen lerne, die ich sonst nicht so cool fand und dann lerne ich die kenne, dann passt es auch wieder- wenn es nicht gekünstelt ist.
Wahrscheinlich ist es auch so, die kennen mich und die wissen, dass es irgendwie authentisch ist und deswegen finden sie es auch gut. Ich weiß nicht, wie es wäre als Freund, wenn man jemanden nicht kennt, ob man dann die Musik auch mag, man muss denjenigen kennen lernen. Und dadurch, dass mich die meisten Leute kennen, finden sie es auch irgendwie cool. Es ist stimmig. Würde ich natürlich jetzt Hardcore Battle Rap machen, fänden manch das sicher nicht cool, weil sie der Meinung wären, es würde nicht passen.
Du hast eine zeitlang Köln gewohnt und als Du zurück nach Erfurt gezogen bist, hast Du ja gesagt, dass es schon Neider gab oder Leute, die gesagt haben, dass Du dich verändert hast. War das auch in deinem engeren Freundeskreis so oder eher Leute, die Du nicht so gut gekannt hast?
Nee, also es gab es nicht unter den besten Freunden , es gab sicher hier und da mal Streitereien und Unstimmigkeiten mit Leuten, die so viel für dich machen, das schon, aber es ist natürlich ein Geben und Nehmen. In einer Struktur wo nur Freunde arbeiten- wir machen zum Beispiel alles gemeinsam, unser Lichttechniker ist ein Freund, der Typ vom Merchandise- Stand ist ein Freund, das sind halt alles Freunde und das ist für jemanden der da nicht drin steckt schwer zu verstehen, wie das funktioniert, wie das überhaupt im Endeffekt aufgeht. Aber das gab es eigentlich nicht. Schlimmer war es dann eher in der Hip Hop Szene, Leute die das irgendwie nicht verstehen mit der Struktur. Wir haben ja ein Studio mit drei Etagen und dann denken die Leute, ah, da ist ein Tourbus, da steht mein Name drauf und wir verdienen ne Millionen. Aber der Tourbus ist immerhin noch gemietet und den Aufkleber haben wir selber bezahlt, der nicht billig war. Da denken die Leute das ist mein Bus- und die, die das nicht verstehen, sind auch irgendwie neidisch.
Aber ich muss sagen, es hat sich auch gelegt mit dem Album Gute Musik, weil, wie gesagt, es gibt den Songwriter in mir, es gibt den Produzenten, es gibt den MC und alle drei Typen haben sich entwickelt. Und der Songwriter war immer der stärkere. Selbst in Hip Hop Zeiten habe ich immer gern Chorus gesungen und auch bei den Freestylesessions, mal soulig, mal reggaemäßig probiert wo mein Feld ist und gesagt, ok, das ist alles nicht so 100-prozentig meins. Wahrscheinlich bin ich mein Leben lang auf der Suche. Die merken aber, dass das, was ich im Moment mache pAsst und dann sind die Leute auch nicht mehr so laut was Kritik angeht. Von wegen, das ist scheiße, das stimmt nicht oder das ist schwul oder so. Und ich glaube halt an die Glaubwürdigkeit. Ich mach jetzt seit zehn Jahren Musik und wir gehen den langsamen und vorsichtigen Weg und leisten viel Basisarbeit und drücken nicht so auf den Erfolg und das macht auch einne Glaubwürdigkeit aus.
Würdest Du deine Musik noch als Hip-Hop bezeichnen, denn in den CD Kritiken werden dir ja alle möglichen Stilrichtungen zugeschrieben, die wildesten Kombinationen..
Ja, da habe ich jetzt auch was gelesen, was war es heute? Funk? Nein, ich glaube so was wie Pop Hip Hop Soul Jazz (lacht). Ich finde das aber nicht schlimm, denn wenn es schwer zu definieren ist, zeigt es ja auch, dass es etwas Eigenes ist. Wenn im Subtext dann steht, dass die Musik gefällt, dass sie berührt, das ist ja das wichtigste.
Ich mache Musik aus der Zeit, in der ich geboren wurde, benutze frech alle Stile die da sind; als Herz meiner eigenen. Kopiere aber keinen Stil, sondern versuche meiner eigene Note und ein „Kontra-Ding“ mit reinzubringen. Zum Beispiel wie bei Herz Boom Boom auf Gute Musik: das ist ein Reggae Song mit einem Blues Text drüber, das heißt ein trauriger Text über einem lustigen Reggae Track, da ist Clueso- mäßiger, als dann über Sonne und kiffen zu reden.
Und ich mache mir das einfach zu eigen, weil ich in einer Zeit geboren bin, wo es das alles schon gab. Ich habe angefangen, mich für Musik zu interessieren, als es das schon alles gab. Da gab es schon Drum n´ Base und so.. ich komme aus dem Hip Hop , aber ich finde es auch selber schwer zu definieren was ich mache: ich sage einfach, es ist Songwriter Musik mit Groove im Jahre 2007. Vor 100 Jahre hätte ich Minnegesang gemacht, weil das dann einfach der angesagte Style war (lacht). Nein, wie gesagt, es ist schwierig zu definieren. Ich höre auch alles. So was fließt auch alles mit ein. Ich find das alles interessant.
Das wäre auch meine nächste Frage: was für Musik hörst Du privat? Gibt es ein Album, das Du zur Zeit empfehlen kannst?
Ja, ich find John Mayer grad cool, dieses „Continuum“. Finde ich zwar auch nicht alles cool, manchmal, wenn man so reinhört, klingt es so ein bisschen als wäre es Radiomucke, aber plötzlich entdeckt man doch die Tiefe, doch, es gefällt mir sehr gut, die Aufnahme.
Fink find ich grad cool, „Biscuits for Breakfast“ heißt das Album, es ist zur Zeit mehr amerikanisch-englische Musik. The Shins sind auch cool, ich höre aber quer durch den Gemüsegarten eigentlich alles... Was find ich noch cool? Das neue Feist Album, Gonzales und Gonzáles – das ist ein Piano Spieler, ja eigentlich wirklich quer durch den Gemüsegarten. Es muss halt einfach authentisch sein, ein eigener Stil zu erkennen sein, und ehrlich. Dann kann ich da auch was für mich entdecken. Es kann alles sein.
Und in deinen Liedern geht es ja auch viel um Sachen, die Du selbst erlebt hast oder vielleicht auch Dinge aus dem Leben deiner Freunde – gab es schon mal Beschwerden von Leuten, die sich scheinbar wiedererkannt haben?
Nee, gar nicht, in heutiger Zeit beschwert sich doch irgendwie keiner, (lacht) mit dem ganzen MySpace Kram und so.
Nee, also ich mach das auch nicht so offensichtlich- selbst Situationen, die als eine Situation wirken, sind oftmals mehrere Situationen.
„Kein Bock zu gehen“ zum Beispiel ist etwas was ich jahrelang vorher erlebt habe, auf so ne richtige Beziehung hatte ich keinen Bock und das hat irgendwie nicht geklappt und das habe ich dann eingebaut, diese ganzen Erlebnisse, diese ganzen Erfahrungen. Also ich beleuchte dann nicht eine Beziehung , sondern alles, was ich bis dahin erlebt habe, packe das in eine Situation. Das ist auch so ein bisschen mein Stil: eine Situation rauszugreifen, das muss ich nicht mal so erlebt haben. „Crash“ zum Beispiel ist eine Situation, die habe ich so gar nicht erlebt, die hat mir ein Kumpel erzählt- also nicht genau so, aber ähnlich- dass er jemanden kennen gelernt hat, und war total fertig und ich konnte diese „was wäre wenn- Frage“ so gut nachvollziehen, weil ich so viele Menschen kennen gelernt habe in den letzten Jahren und wieder verabschieden musste, auch so viele nette Menschen, dass ich mir sage, mit all denen könnte ich Freund sein, jetzt mal Beziehung hin oder her, auch Freundschaft, und die „was wäre wenn- Frage“- das kann halt wie bei ihm Liebe auf den ersten Blick sein- das konnte ich dann halt gut nachvollziehen. Und das packe ich dann in so was rein und da beschwert sich eigentlich keiner, die fühlen sich dann eher geehrt, wenn das so ne Situation ist. Wenn das dann Beziehungsgeschichten sind ist es dann manchmal schwierig das so zu verpacken, dass man es nicht gleich checkt und doch checkt, weil ich kann ja immer noch entscheiden, einen Song nicht draufzupacken. Leider sind die Sachen, die ans Herz gehen auch die, die am authentischsten sind, das ist dann das blöde an der Situation.
Zum Beispiel „Überall bist Du“?
„Überall bist Du“ ist schon eine Situation, die sehr nah ran kommt, die ich aber so, da ich zum Beispiel nicht rauche, auch nicht erlebt habe. Zum Beispiel, dass ich da eine Zigarette halte, das baue ich dann ein.
Wie läuft das bei euch mit der Instrumentierung? Wer trägt alles zu einem Song bei?
Also es ist völlig unterschiedlich, ich habe inzwischen so ein riesiges Umfeld an Musikern, die alle ihre Instrumente bei uns im Studio abstellen und dann mal vorbeigucken und gucken wie es dem Instrument so geht, und wenn dann die Situation cool ist, lass ich sie auch al was einspielen, wenn ich zum Beispiel grad nen Track einspiele und es kommt ein Bassist vorbei, der seinen Kontrabass stehen hat, der gar nicht von meiner band ist, kann es trotzdem sein, dass er mal schnell was einspielt. Deswegen ist die Farbe immer unterschiedlich und ich mag das eigentlich auch, obwohl es mein Traum ist ein Bandalbum aufzunehmen und immer mein Traum war. Also, die Herangehensweise an einen Track war bisher immer so- da ich immer so schnell bin, weil ich so viel erlebe- dass ich die Skizze schon fertig hatte, auf dem Rechner und die baue ich so weit aus, dass sie auch die Chance hätten, als Track aufs Album zu kommen. Andererseits ist es ja wie gesagt mein Traum ein Bandalbum aufzunehmen, deswegen warte ich immer noch bevor ich sage, der Track ist fertig. Ich zeige ihn dann der Band und bei „Weit weg“ war es so: ich habe die Skizzen, die es durchaus aufs Album geschafft hätten – die bringe ich höchstwahrscheinlich irgendwann mal raus- einfach einmal vorgespielt und damit die nicht kopiert werden, habe ich es ausgemacht und gesagt: wir fangen jetzt bei null an und nehmen es aber mit Band auf, weil ich das, was live passiert, dann eigentlich auch auf dem Album habe. Es war ein bisschen schwierig, weil wir eigentlich alles keine Studioerfahrung hatten, also die Band nicht. Bei „Gute Musik“ war es zum Beispiel so, dass ich selber alles angeschlossen habe, da war ich Producer, Engineer , Mischer- alles möglich in allem. Natürlich auch Songwriter.. Und ich habe auch die Mikrofone angeschlossen. Dds war ein furchtbarer Sound, den ich dann dem Typen zum Hören gegeben habe im Endeffekt und der hat gesagt, das kann ich nicht mischen, aber ich probier es trotzdem und dadurch ist ein eigener Stil entstanden, sehr unkonventionell eigentlich. Bei „Weit weg“ hatte ich dann zum ersten Mal die Chance einen Engineer Typen dabei zu haben, der unseren Sound auch live mixt, der hilft alles anzuschließen. Aber dadurch ist der Sound auch ein bisschen clean geworden, klingt halt anders.. Wir waren am Ende des Albums so weit ein Album aufzunehmen , da war es schon fertig und es hatte trotzdem ne eigene Note und dann habe ich gesagt ok, wir machen es nicht noch mal neu, wir bringen das jetzt so raus, dann sollen die Leute an der Entwicklung teilhaben, Kritik am Album üben und es geht weiter.. Ich habe genug Ideen. Und ja, letztendlich ist die Herangehensweise an so einen Track völlig unterschiedlich- kann sein, dass ich es auf der Gitarre kreiere, als Skizze oder die Band Sachen einfließen lässt. In Zukunft soll es aber so laufen, dass ich viel mehr mit Band machen werde.
Und wie geht’s weiter in Zukunft? Gibt es ein neues Album?
Ja, es wird jetzt so sein: wir haben eine DVD fertig gemacht, ich habe jetzt ein halbes Jahr mit dran gearbeitet am Schnitt, wir haben Unmengen Material gesichtet, angeguckt und ich habe mir ganz viele DVDS reingezogen... Ich habe mir gedacht, ok, es ist wie mit deinem ersten Album- du hast für deine erste DVD ein Leben lang Zeit und die muss cool werden und wir haben alles drauf gepackt, was drauf passt. Also wir haben gefragt, was passt auf ne DVD, wie viel Gigabytes und das haben wir dann auch restlos ausgefüllt. Es gibt ein Orchesterkonzert, was wir letztendlich noch schnell mitgeschnitten haben für die DVD und noch gemischt haben mit 180 Kanälen oder so, keine Ahnung. Das ist 60 Minuten lang. Es gibt ein Köln Konzert von 90 Minuten. Eine Freestyle- Session und einen Dokufilm über die Band, weil ich wollte, dass man die Band kennen lernt. Ich mag es nicht, wenn man eine DVD sieht, wo der Künstler was erzählt, so unnahbar, schön groß, schön entfernt, und cool und dann „Tschüss“, sondern ich will , dass man checkt, wie die Leute in Situationen ticken, die man eigentlich nicht zu sehen bekommt, dass man checkt, wie der Mensch tickt. Deswegen gibt es auch einen Dokufilm über die Goethe Reisen in Malaysia und Singapur-(Anm. d. Red.: Clueso und seine Band touren seit einigen Jahren im Auftrag des Goethe- Instituts durch das Ausland und spielen dort Konzerte und geben Workshops an Schulen)sehr interessant, über das Projekt Zughafen von dem ich erzählt habe. Sehr nah am Mensch- „Weit weg, nah dran“ heißt es. Und das ist alles auf der DVD, plus Musikvideos.
Das haben wir jetzt raus, dann spielen wir ja grad Support Grönemeyer, da sind wir ja eigentlich mittendrin, das ist sozusagen ein Zwischengig, was ich auch sehr schön finde auch noch mal vor anderen Leuten zu rocken und danach fahre ich nach Görlitz. Habe ich mir vorgenommen, wir haben da mal einen Auftritt gehabt, Görlitz sieht so schön aus, ein bisschen wie Paris oder so, so ganz alte Gebäude, aber es ist nichts los, ist halt tief im Osten. Das fand ich irgendwie inspirierend, und habe gesagt, ich gehe dahin, schreibe Texte und mache so die Basis fürs Album und dann geht’s nach Spanien. Wir haben jemanden kennen gelernt, der Häuser vercheckt in Spanien und haben Billigflüge gebucht und fahren mit der Band nach Spanien, nehmen auf. Wieder so unkonventionell wie bei „Gute Musik“, nur mit ein paar Mikrofonen und dann habe ich sozusagen das Melancholische von Görlitz, diesen Ort verpackt mit der Sonne, was ja auch mein Stil ist, so melancholisch, aber immer noch mit ein bisschen Sonnenschein. Versuche das dann in ein Album zu packen. Skizzen habe ich ganz, ganz viele, aber was da letztendlich bei raus kommt, ob es ein Bandalbum wird, oder ob es da auch vorproduzierte Sachen draufschaffen, das weiß ich noch nicht. Inzwischen schwankt es bei mir ein bisschen. Ich habe ein Hip Hop Projekt, ganz viele Rap Sachen, ganz viele Soulgeschichten noch probiert, ein Funk Projekt noch mit einer Band, habe ein Jazz Trio noch nebenbei, mit allen habe ich was aufgenommen. Wir können es auf ein Album packen oder mit Band was aufnehmen, das weiß ich noch nicht, dazu bin ich zu zerstreut, das muss dann irgendwie entstehen.
Merkst Du bei deinen Auftritten Unterscheide im Publikum? Ortsbezogen,
altersbezogen?
Ja, natürlich, die Leute sind immer anders drauf und man hört es auch immer so ein bisschen mit dem Ohr des Publikums. Zum Glück, denn sonst würde ich meine eigenen Tracks auch nicht mehr hören können, also ich kann sie tausendmal spielen und höre sie immer wieder neu, weil die Leute anders drauf sind. Es ist total komisch, wenn wir jetzt in kleineren Clubs spielen, gibt es Gegenden, da ist das Publikum so gut erzogen, schon fast ehrfürchtig, da macht man einen Witz und die denken es ist todernst, obwohl es nur Ironie ist und du denkst so: alles cool, war nur ein Spaß. Da denken die, man hat sie jetzt angeschnauzt oder man hat sein Bandmitglied beleidigt oder so, dabei war es nur ein Gag. Und dann gibt es Gegenden, die nehmen das total locker, in Berlin oder so, die kommen auf jeden Fall auf die Ironie klar. Natürlich merkt man auch Local Sachen, weil wir sehr präsent sind zu Hause, ich versuche das nur immer ein bisschen zu drücken, dass wir nicht so die Vorzeigeossis werden. Dass die Leute zu Hause schon anders reagieren ist klar, das ist halt Heimspiel, da ist man ein bisschen aufgeregter und jetzt Grönemeyer ist natürlich ein ganz anderes Publikum.
Ich konnte mir nicht vorstellen, wie sie so drauf sind, obwohl wir geprobt haben dafür, ich dachte, die hören intelligente Texte, aber seit den 80ern, es ist viel Radiopublikum und trotzdem Leute, die sich für Musik interessieren, es wird wahrscheinlich so ein bisschen Stadtfestfeeling. Es ist ein bisschen wie Stadtfest, aber es ist ein bisschen intelligenter als Stadtfest. Aber nicht so anspruchsvoll wie ich gedacht habe teilweise, es ist sehr schwer, die Leute zur rocken, weil die kommen wegen Grönemeyer hauptsächlich. Die kaufen auch keine Sachen von uns- so Merchandise- und es ist total schwer die zum Rocken zu bringen und so wie ich als Bandleader funktioniere, das geht im Stadion irgendwie nicht zu hundert Prozent auf. Das lerne ich gerade, mit dieser Erfahrung umzugehen. Also normalerweise ist es so, wenn ich vor tausend Leuten stehe, oder vor zweitausend, da kann ich so Brandsätze setzen im Publikum, dann merkt man ok, das sind Lichtgestalten, das ist der Hochstand, das sind Leute, die gehen ab, und der geht mit und bis ich sie alle habe. Dann gibt es einen Moment beim Konzert, das ist der schönste, wenn alle feiern und keiner weiß mehr warum. Es gibt keinen Clueso mehr, es gibt nur noch Band, Publikum und alles verschmilzt, das ist so der coolste Moment , den versuche ich so zu erreichen. Im Stadion ist das nicht möglich, weil man diese Zentren nicht ausmachen kann. Man kann nur als Einheit funktionieren , als Band rausgehen, mehr Energie haben, alle zum Klatschen zu bewegen, dass auch der Hintermann klatscht, weil auch der Vordermann klatscht, das ist völlig anders.
Ich kann nur meine Band anschreien, sagen: Wir gehen jetzt da raus, wir haben nur einmal die Chance, so Klinsmann –mäßig, dann funktioniert es. Das war eine Erfahrung, die habe ich so noch nicht gemacht. Große Gesten waren auch nicht mein Style, ich muss halt Gesten machen, dass mich die Leute als kleinen Punkt da oben sehen und dann hören die Leute zu. Da gab es eine Situation in Leipzig , fand ich sehr interessant, wo ich dachte, jetzt habe ich sie – für zwei, drei Sekunden habe ich sie, das ganze Stadion hört mir zu. Natürlich, da kommt man ins Schlucken, wenn man dann was sagt, und man hört plötzlich, die eigenen Stimme hallt durch die Räume und es ist ruhig und so ehrfürchtig stehen alle da und hören zu, das ist völlig abgefahren. 60.000 Leute in Stuttgart, 60.000 Leute haben vielleicht mein Album gekauft, die waren alle in einem Stadion, aber nicht die mein Album kaufen, aber einfach so viele, das ist schon heftig.
Aber wenn Du die Wahl hättest: nur noch entweder ,oder?
Die Abwechslung ist cool, ich glaube, wer nur in Stadien spielt, findet auch Stadion geil, wer die Abwechslung hat, will das auch immer wieder haben. Und deswegen haben wir ein Geheimprojekt, beziehungsweise das Christoph Bernewitz Trio, mit dem wir unterwegs sind immer noch zwischen Gigs spielen. Wir haben jetzt in Köln und Düsseldorf im Theater gespielt- das ist dann ein sehr offenes Programm, viel Jazz, das ist ein Trio. Ich komme auf die Bühne, weiß nicht, was passiert, sage auch den Leuten, wir haben keine Ahnung, wie das hier anfängt und wie es endet.
Wir spielen Songs von uns, aber auch sehr improvisiert, die Leute können auf die Bühne kommen, können sich da hin setzen, Bier trinken, irgendwie chillen. Das brauche ich dann als Gegending, um Sachen auszuprobieren und direkten Kontakt zu den Leuten zu haben. Meine Konzerte, da ist es dann relativ einfach, denn die Leute kommen schon mit der Energie, dass sie uns hören wollen. Das überträgt sich auf die Band und spiegelt sich dann wieder- sehr angenehme Stimmung.
Wie ist es im Ausland? Du warst ja in Neuseeland, Australien..
Da hatten wir Glück, da hatten wir so den Auslandsbonus, also das wir von einem fremden Stern kommen (lacht). Und das sich die Leute aber im Vorfeld auch schon damit beschäftigen- übers Internet. Am krassesten war bisher Amerika und Italien, von der Begeisterung der Menschen: die haben sich vorher im Internet alles angeschaut, haben sich T-Shirts gemacht mit „We love Clueso und Bates“, mit einzelnen Buchstaben standen die da… Ich habe in Chicago „Chicago“ gespielt. Da sind die Leute aufgestanden und haben so gospelmäßig geklatscht, so 500 Schüler.. das waren so Momente, die werde ich nie vergessen. Da ist die Reaktion krass bei den Schülern, wir haben auch Auftritte in nem Club gemacht, weil ich wissen wollte, wie kommen wir bei einem Publikum an, das uns nicht kennt und es war auch sehr cool. Letztendlich, es ist halt Musik und die Musik zieht dann. Sie verstehen die Texte nicht, dann versuchen wir so ein bisschen Englisch zu mischen in den Ansagen und nehmen das alles aufs Korn und es funktioniert aber. Da hat man so ein bisschen den Bonus, wie wenn man in einer fremden Stadt ausgeht, da lässt man ein bisschen mehr die Sau raus, weil einen keiner kennt- und so habe ich im Ausland eigentlich auch kein Problem zu rocken. (lacht) Komme ich ja nicht so schnell wieder hin.
Könntest Du dir denn vorstellen auch auf Englisch zu singen? Zumindest für solche Auftritte?
Nee, ich glaub mein Englisch ist zu unglaubwürdig. Ich mag es auch ehrlich gesagt nicht. Ich habe auch ein Problem perfekt Englisch zu reden, nicht nur, weil ich es nicht kann, sondern, weil ich es auch nicht mag. Dieses „yeah“ und so- diese Leute, die damit kokettieren, das gefällt mir nicht so. Nee, ich glaub nicht, aber ich könnte mir vorstellen Texte zu übersetzen und ein Booklet zu machen fürs neue Album, wo ein Booklet mit drin ist oder ne extra englische Ausgabe dafür zu machen.
Wenn Du die Möglichkeit hättest, eine Zeitreise zu machen, bei welcher Band hättest Du gerne einen Gastauftritt?
Oh, puh, The Doors oder so was. Das ist ne abgefahrene Zeit und ne abgefahrene Band. Und wenn es nur die magischen Momente sind… ich glaub natürlich, dass die Geschichte die Sachen viel magischer macht, als sie wirklich sind, so Bibel- mäßig, mit der Zeit. Aber ich wäre natürlich bei ein paar Sachen gerne dabei gewesen, aber da wäre ich auch nur im Publikum gerne gewesen. Zu sehen, wie der Typ wirklich rockt, wie die Magie ist, wie sie sich überträgt, aber ich finde so allgemein die 70er und so Wahnsinn, das waren noch coole Zeiten, da wurde noch viel experimentiert, da konnte man noch was ausprobieren in der Musik, da sind sie nackig im Backstage rumgerannt.. war alles super… (lacht) Das gibt’s heute gar nicht mehr.. 70er find ich cool.
Ich sage es ganz offen, es gibt so zwei Wege, die ich faszinierend finde, ich finde auch Police cool und Sting... und Jim Morrison—das sind ja zwei völlig getrennte Lebensmodelle. Der einige geht mit der Musik komplett zu Grunde und verbraucht sich, verbrennt sich und gibt sich den Dingen so sehr hin und rebelliert.. verbraucht seinen Körper und der andere versucht im Einklang zu sein. Ich finde beide Wege interessant. Ich probiere auch immer beide Extreme aus: jetzt esse ich zum Beispiel kein Fleisch und trinke keinen Alkohol und ganz wenig Kaffee, halte aber auch drei Touren durch, was ich vorher nicht geschafft hätte stimmenmäßig, weil sie wäre dann weg gewesen, weil ich Herbert Grönemeyer echt als Chance sehe. Ich finde aber dieses Rock´n´Roll Ding auch irgendwie interessant, deswegen finde ich die Zeit gut.
Und aktuell?
Bei mir ist gerade der absolute Traum in Erfüllung gegangen, ich habe früher Grönemeyer gehört, ich finde, das ist der größte deutsche Popstar, den es überhaupt gibt, mit einem angenehmen Mainstream- Publikum. Ich glaub es gibt kein angenehmeres Mainstream Publikum als Grönemeyer Publikum, behaupte ich jetzt einfach mal- ich würde nicht bei Maffay spielen wollen, egal wie viel Leute er anlockt.
Ich weiß nicht... es wäre jetzt maßlos, zu sagen, das und das will ich noch… das ist schon der Oberwahnsinn, kann es noch nicht richtig begreifen. Liege dann nachts im Bett und denke, was passiert denn da eigentlich gerade. Grönemeyer, fucking Grönemeyer.
Wo Du gerade vom Schlafen sprichst: ist dir mal passiert, dass Du nachts aufgewacht bist und Du wusstest nicht, wo Du bist?
Ja, auf jeden Fall, das passiert mir in letzter Zeit sehr oft, weil die letzten eineinhalb Jahre bin ich glaub ich nur unterwegs gewesen, und dann auch ohne Pausen. Dann komme ich halt von so einer Workshopreise zurück, und dann ist Videodreh.
Ich kann nicht mal rekonstruieren was letzte Woche war – ich lebe sehr sehr im Jetzt auf jeden Fall, deswegen heiß das letzte Album auch „Weit weg“, weil es eben auch weit weg von der Realität ist. Ich hoffe, ich finde mal irgendwann wieder zurück, aber im Moment muss ich es ja auch nicht.
Mit welchen Musikern aus der Hip Hop Szene würdest Du gerne einmal arbeiten? Leuten wie Max Herre, Jan Delay beispielweise? Du hast ja auch schon was mit Blumentopf gemacht..
Also das sind alles Leute mit denen ich groß geworden bin und glücklicherweise konnte ich mit den meisten von denen aufnehmen, wie auch immer das passiert ist, weiß ich auch nicht.. aber es ist passiert und es ist cool. Jetzt gehen mir so die Ideen aus, aber es war immer so, dass ich die Menschen erst kennen gelernt habe irgendwie und dann die Idee kam: krass, die hast Du früher gehört, musst du mal was machen mit denen. Und natürlich wäre es auch vorher schon ein Traum gewesen, aber erst als ich den Menschen kennen gelernt habe, stand für mich fest: cool.
Es gibt auch Leute, die habe ich früher gehört- sage ich jetzt nicht wer- von denen bin ich nicht mehr so begeistert als Mensch, mit denen scheiße ich auch auf ein Feature- auch wenn der noch so bekannt ist. Es muss irgendwie stimmen. Und ich kann nicht sagen, was in Zukunft passiert.
Ich muss den Typen kennenlernen, muss escool finden und dann kann es auch Lieschen Müller um die Ecke sein, es muss einfach passen. Ich weiß es grad nicht, vielleicht sollte ich den Mund nicht so voll nehmen... aber der Sänger von Element of Crime, den finde ich cool. Aber den müsste ich erst mal kennen lernen, aber das sind wirklich geile deutsche Texte. Das ist der Hammer was er macht!
Wir haben ja gerade schon Jan Delay in der vorherigen Frage gehabt. Er hat sich neulich in einem Interview politisch geäußert. Wie findest Du das? Denkst Du, dass man seine Popularität nutzen sollte, um seine Meinung bezüglich solcher Themen zu verbreiten?
Ich weiß nicht, ob man Jan Delay da so ernst nehmen sollte, denn ich glaube, er nimmt sich da selber nicht so ernst, aber es gibt da natürlich Leute die sofort laut werden.
Ich selber kann den Mund da nicht so voll nehmen, weil ich keine Ahnung von Politik habe. Alles was ich jetzt sage könnte man gegen mich verwenden, und ich bin dann eher davon überzeugt, dadurch, dass ich mit so vielen Kids zusammengearbeitet habe, hier und im Ausland- da sehe ich die Zukunft. Warum sollte man über Leute meckern, wo die Matrix eh schon eingebrannt ist, die man eh nicht verändern kann, das wäre eine ellenlange Sitzung die als Politiker umzuformen, also die auf die Couch zu kriegen, das dauert Jahre, um irgendwas zu bewegen. Ich finde die einzige Zukunft, im Übermorgen, nicht mal im Morgen liegt in den Kindern und wenn man da nicht anfängt was zu verändern, hat man eigentlich verkackt.
Und ich finde das Schulsystem komplett daneben und das ist für mich die einzige politische Sache wo ich auch was bewegen kann und wo ich was bewegen würde. Scheiß auf die Politiker, die werden dann irgendwann alt und machen ihr Ding, aber die Kids, da kann man noch was machen, da muss man irgendwie aufpassen. Also es gibt kaum „Lebenslehrer“, es gibt nur gelernte Pädagogen, die selber nicht klar kommen. Der Stellenwert des Lehrerjobs in der Gesellschaft ist voll weit unten, obwohl er ganz weit oben sein müsste, weil das ein klasse Job ist und wie manche Lehrer mit ihren Schutzbefohlenen umgehen ist pervers und ich finde, da muss man auf jeden Fall eine Bombe reinhauen.
Auf die Kinder aufpassen (lacht) Also da würde ich politisch was ändern wollen: ich habe mal ne Rede um Landtag gehalten, da habe ich genau das gesagt: also ich kam mit dem Schulsystem damals nicht klaren, oder besser gesagt, dass Schulsystem nicht mit mir- war ein auffälliger Schüler, bin damals von der Schule geflogen auch- dann in der Hauptschule, ja, ich bin halt gar nicht erkannt worden. Ja, man kann auch sein Talent gar nicht selber entdecken, das kann man von einem Kind nicht verlangen, das müssen andere machen- andere ,müssen die Augen offen halten und das irgendwie formen, in ne positive Richtung, das ist die Aufgabe von Lehrern. Aber die Kapazität ist völlig erschöpft.
Du warst ja auch oft in Schulen, könntest Du dir vorstellen zu unterrichten?
Ja, aber ich möchte das auf keinen Fall länger als ne Woche machen, weil dann haben die Kids raus wie sie dich piesacken können. Die fressen dich dann irgendwann- aber für die kurze Zeit, mit dem Künstlerbonus da hinzukommen…. Ich habe immer drauf geachtet , dass die Leute einerseits Respekt haben, indem ich zeige, was ich kann, und das andererseits schnell wieder abbaue, damit sie die Angst verlieren etwas mitzunehmen beziehungsweise sich selber auszuprobieren. Es nutzt ja nichts, wenn ich ihnen sage, wie toll das Leben ist und sie nichts ausprobieren. Ich finde die Rolle cool. Also da fließt die gesamte Produzentenerfahrung mit ein, wenn ich mit Leuten in einer Gesangskabine stehe, die ich nicht so verformen darf als Produzent, dass sie nichts eigenes mehr machen. Aber auch ne Richtung geben muss- als Lenkdrachen. Und das mach ich mit den Kids halt einfach nur, ich lasse viel von selber kommen, gebe ne Richtung an und setze Impulse. Deswegen sage ich ja, dass verkacken viele Lehrer mit der Zeit, oder sie haben es früher mal hingekriegt und man merkt halt, wenn man Musik macht mit den Kids und mit den Lehrern, das ist noch viel schlimmer, wenn ne alte Scheune brennt, dann fangen die Feuer und dann entdeckt man, was früher mal da gewesen ist bei den Lehrern.
Könntest Du eigentlich sagen, was deine Zielgruppe ist?
Manchmal denke ich, es ist städtebezogen und manchmal ist es auch momentbezogen, es gibt Momente da denke ich, man, sind die alle jung hier. Dann gibt es Momente- in Berlin- da kommen ganze Familien und Leute mit Bärten, irgendwelche alt Hippies, Studenten, Ex- Hip-Hoper, Hip Hoper, selbst Hardcore Typen. Ich bekomme auf MySpace irgendwelche E-Mails, wenn ich dann auf deren Seite gehe und lese, was die eigentlich mögen und die dann Winter Sommer cool finden. Also es ist völlig abgefahren. Ich hab so ein breites Publikum, kann ich nicht sagen, was meine Zielgruppe ist. Ok, im Moment merke ich dann an solchen Foren wie MySpace, dass die 16 jährigen schon drauf abfahren, ich versuche die Teenie Presse zu meiden, weil ich ne Teenie Fresse hab, ich will nicht dass das nach vorne gehalten wird, es kann auch schnell kippen das Bild. Deswegen bin ich so froh, das mit Grönemeyer zu machen, um mal ne ganz andere Richtung von Leuten zu erreichen, die auch verstehen, was ich sage.
Stell dir vor, ab morgen dürftest Du nicht mehr singen? Dafür bist Du in einem anderen Beruf fertig ausgebildet- was wärst Du gerne
Keine Ahnung, das ist mir zu spekulativ. Kann ich nicht sagen... Nee, da müsste ich selber mal mehr irgendwo reingeschnuppert haben. Lehrer fände ich zum Beispiel nicht cool, weil das zu anstrengend ist, auf Dauer, aber irgendwas zu machen, wo man am puls der Zeit ist, fände ich cool. Weil alle Leute, die ich kennenlerne im Business, egal ob die Booking machen oder sonst was, wenn die mir erzählen, sie waren beim Klassentreffen, sind dann eigentlich meistens geschockt, wie die Leute, egal was sie machen, wenn sie den Job auch lieben, irgendwann altern damit. Es gibt Leute, die irgendwas machen, wo Bewegung drin ist, also mit jungen Leuten zusammen, die fühlen sich wohl, teilweise natürlich lassen sie Energie, aber sie sind immer noch jung geblieben. Ich würde irgendwas machen mit jungen Leuten- definitiv- was auch immer… irgendwas mit jungen Menschen, die einem Impulse geben.
Wie siehst Du die Entwicklung des Hip Hops in den letzten Jahren? Die Entstehung des Ghetto Gangster Hip Hop wie von Bushido und Sido?
Werde ich oft gefragt, muss ich sagen, ich finde das gar nicht so schlimm. Da hatten wir heute noch eine Diskussion im Auto wieder, weil ich das auch so gesagt habe. Es ist schlimm, dass 12jährige diese Texte für bare Münze nehmen.
Den Jungs selber, denen gönne ich das. Für einen Künstler ist es ganz wichtig irgendeine Nische zu finden., die seine eigene ist, mit allen Möglichkeiten die man hat und wenn es nur wenige Möglichkeiten sind- aber irgendwie Gehör zu finden. Und wenn es nur Provokation ist, das finde ich cool. Und deswegen sind Bushido und Sido alles Lichtgestalten in ihrem Umfeld, sind Typen die Gehör finden, warum auch immer, die eine Möglichkeit entdeckt haben, gehört zu werden, mit was auch immer. Sido ist für mich ein bisschen Bildzeitung: große Überschriften, aktuelle Themen, die in drei Jahren vielleicht keinen mehr interessieren, aber irgendwie funzen und provokativ sind. Viel schlimmer sind die Kids, die das hören, die das für bare Münze nehmen und die Ironie nicht mehr entdecken, der Typ nimmt das wahrscheinlich selber nicht so ernst. Ich habe ihn auch kennengelernt, beim Bundesvision Song Contest, er ist sehr witzig.
Da ist eher das Ding, man müsste sich mit denen hinsetzen, aber nicht sagen, dass ist scheiße, was Du da hörst, sondern sich hinsetzen und Fragen stellen, sich mit dem Text auseinandersetzen, vielleicht den Text durchgehen, weil die wollen natürlich auch provozieren und die wollen natürlich sein wie Erwachsene, deswegen finden sie das auch so toll. Zu sagen, das dürft ihr nicht hören ist totaler Quatsch. Die größeren Gangster sind dann für mich Jamba und alle Kollegen und Crazy Frog ist für mich mehr Gangster als Sido und Bushido zusammen.
Wenn ich ne Freundin habe und ich sage zu ihr viermal Bitch, noch bevor ich den ersten Sex habe, dann ist sie weg und wenn ich das viermal mache, dann überlege ich mir, ob ich das sage in Zukunft oder nicht- die Erfahrung muss jeder selber machen. Deswegen- auch mit dem ganzen Drogenkram und so- die Leute sollen ruhig was ausprobieren, sollen aber vorsichtig, dass sie die Kontrolle nicht verlieren.
Wir spielen jetzt noch eine Runde „Entweder/ Oder“
Kino oder DVD?
Puh, mit mehr Bums dann Kino. Chillig DVD.
Fleisch oder Gemüse?
Im Moment Gemüse, gerne Fleisch.
Sido oder Bushido?
Beides mal, aber nicht immer.. um Gottes Willen..
Juli oder Wir sind Helden?
Dann: Wir sind Helden – auf jeden Fall
Rock oder Hose?
Je nachdem... (lacht)
Gras oder Alkohol?
Scheiße, das ist schwer. Eigentlich Gras, aber auch nicht mehr...
Cameron Diaz oder Angelina Jolie?
Mh, Cameron Diaz.. Angelina Jolie, ja… schwer, gibt’s nicht noch ein paar andere? (lacht)
Angelina Jolie ist auch sehr nice, aber Cameron Diaz ist glaub ich lustiger..
Disco oder Kneipe?
Kneipe.
Hund oder Katze?
Hund.
Kaffee oder Tee?
Kaffee.
WG oder allein?
Schwer.. gerade... in Zukunft allein.
Klassik oder Jazz?
Egal.. Jazz.... das ist total schwer, weil ich bin grad genau auf der Schwelle zu allem..
Heavy Metal oder Electro?
Electro
Sport oder Couch?
Sport.
Das war´s! Vielen Dank!