James Yorkston – Roaring The Gospel
Dominik Mösching - Artist: James YorkstonAlbum: Roaring The GospelRelease: 15.06.07Label/Vertrieb: Domino Records Singer/Songwriter ist ein Genre, das zunächst einmal alles und nichts bedeutet. Zu heterogen sind die Vertreter dieser Zunft. Aber dennoch: Was sie tendenziell eint, ist das Zelebriere...
Album: Roaring The Gospel
Release: 15.06.07
Label/Vertrieb: Domino Records
Singer/Songwriter ist ein Genre, das zunächst einmal alles und nichts bedeutet. Zu heterogen sind die Vertreter dieser Zunft. Aber dennoch: Was sie tendenziell eint, ist das Zelebrieren von Tiefsinnigkeit und Melancholie auf kleinen Bühnen und mit reduzierter Instrumentierung. Meisterhaft gelingt dies seit Jahren James Yorkston, auch wenn er dem klischierten Label wenig abgewinnen kann. Der Schotte schreibt warme, zurückhaltende Songs, die von seiner oft fast brüchigen Stimme getragen werden und manchmal folkig tönen, manchmal countryhaft – und manchmal keltisch.
Nach seinen drei Alben Moving Up Country (2002), Just Beyond The River (2004) und The Year Of The Leopard (2006) bringt der Mittdreissiger nun eine Kompilation aus raren und unveröffentlichten Songs. Auf Roaring The Gospel sind B-Seiten, alte Vinyl-EP-Sachen und ein paar Covers und Traditionals vertreten. Doch entgegen der immer drohenden Gefahr bei solchen Zusammenstellungen wirkt die Platte zu keiner Zeit zusammengestückelt, sondern viel eher wie ein stimmiger Soundtrack zu einer einsamen Fahrt in die Schottischen Highlands: Die 12 Songs, in denen es um Sehnsüchte, die Liebe und nachdenkliche Geschichten aus dem Leben geht, schweben alle für sich, ergeben aber ein stimmiges Ganzes.
Die Instrumentierung ist nie aufdringlich, aber durchaus ausgefallen und vielfältig. Der Konzert-Zwölfsaiter wird öfters zur Seite gelegt für Banjo, Mandoline oder gar Bozouki, eine Art Langhals-Laute, die in Griechen- und Schottland gespielt wird. Zum Einsatz kommen auch Harmonium, Concertina, Klarinette sowie, natürlich bei den Traditionals, Streicher. So ergeben sich Songperlen wie Blue Madonnas, Moving Up Country/Roaring The Gospel oder Sleep Is The Jewel, bei dessen Schlagzeug-Parts man die ursprüngliche musikalische Herkunft Yorkstons ein klein wenig erahnen kann: Früher, ganz früher, war er einmal Punkrocker.
Aber keine Angst, es wird nie laut auf Roaring The Gospel. Eher fein und sphärisch, so wie auch bei The Lang Toun – dort aber nur, bis man erfasst, dass es im Fast-Zehnminüter um häusliche Gewalt geht. Dann wird die Stimmung plötzlich beklemmend. Und doch: Bei aller Nachdenklichkeit verliert James Yorkston nie die Hoffnung. Zum Schluss blinzelt The Magnifica fast etwas schläfrig in die Sonne, die da, so scheint es, doch noch hinter den Schottischen Wolken hervorkommt. Musik zum Träumen und Auf-Dem-Bett-Liegen also für jene, die Träumen und Auf-Dem-Bett-Liegen mögen.