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14. Juni 2007, 00:00 Interview

Editors am Openair Zürich

Christina Ruloff - 'Unsere Musik ist erhebend; ein religiöses Erlebnis stellt sich ein!' Editors Gitarrist Chris Urbanowicz spricht über das verbummelte Studium, ihr Label Kitchenware und das neue Album. Editors Gitarrist Chris Urbanowicz am Werk!Ihr wart einmal schon im Abart? Erinnerst Du dich?...

'Unsere Musik ist erhebend; ein religiöses Erlebnis stellt sich ein!' Editors Gitarrist Chris Urbanowicz spricht über das verbummelte Studium, ihr Label Kitchenware und das neue Album.

Editors Gitarrist Chris Urbanowicz am Werk!

Ihr wart einmal schon im Abart? Erinnerst Du dich?

Chris: Natürlich erinnere ich mich. Am Ende kriegten wir gratis T-Shirts. Und eine Freundin lebt in der Schweiz, in Basel. Sie kam nach Zürich, um uns spielen zu sehen, was sehr nett war, weil wir sie vielleicht zehn Jahre nicht gesehen hatten. Wir haben damals nur die Show gespielt und keine Zugabe gegeben. Ein Fan kam hinterher und meinte, weil wir nur 50 Minuten gespielt hatten, „Fuck you“, was eigentlich komisch ist, in Anbetracht dessen, dass wir nur ein Album draussen hatten, das gerade mal 50 Minuten lang ist.

Aber das Konzert an sich war gut?

Ja! Das Konzert war wirklich gut. Ich mochte es sehr. Und das Publikum! Wirklich „fucking great“!

Ich habe gelesen, dass ihr alle zuerst ganz brav euer Studium beendet habt, bevor ihr wirklich Musik gemacht habt... Was habt ihr denn studiert?

Wir alle haben „music technology“ studiert. Wir waren in derselben Klasse. Da lernt man das Produzieren und Mischen von Musik im Studio oder Live. Es war nicht der beste Kurs der Welt und wir merken rasch, dass wir nicht wirklich gut waren. Wir haben dann auch die meiste Zeit damit verbracht Musik zu machen, zu schreiben und zu spielen, anstatt die Sachen aufzunehmen.

Aber ihr habt alle einen Abschluss gemacht?

Ja. Den Abschluss haben wir, wobei wir die Sache mit unterschiedlichem Erfolg hinter uns gebracht haben. Wir haben alle von Ed abgeschrieben, weil er der einzige war, der wirklich gelernt und gearbeitet hat. Wir anderen haben herumgehängt. Er war ja damals auch nicht in der Band.

Ihr habt euch aber eindeutig für das richtige Label „Kitchenware Records“ entschieden. Wie ist die Zusammenarbeit mit Kitchenware?

Kitchenware Records ist ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Musik. Wir sind ihre Nummer 1 - Band. Es ist ein sehr kleines Label aber die Leute sind sehr, sehr engagiert und passioniert, was Musik betrifft. Sie haben grossen Respekt vor uns und lassen uns grosse Freiheiten und Kontrolle. Sie wollen unserer Kreativität freien Lauf lassen und haben uns nie zurückgehalten. Das ist cool. Wir haben sechs Monate nach dem Vertrag mit Kitchenware einen Vertrag mit Sony unterschrieben. Und Kitchenware ist so etwas wie unsere Barriere zwischen uns und Sony. Wenn wir also ein Problem mit dem Mayor Label haben, das sich zu sehr einmischt, dann sagen sie denen, sie sollen sich verpissen. Es ist grossartig: Wir sind in einem Independent Label mit Mayor Label Backing. Wir können ziemlich genau das tun, was wir wollen und das ist toll.

Ihr habt letztes Jahr sehr viel getourt. Wie habt ihr es geschafft, dennoch das neue Album „An End Has A Start“ zu machen?

Um Weihnachten 2005 haben wir zwei neue Lieder geschrieben und die dann auch auf der Tour gespielt. Danach haben wir zwei Monate frei genommen, um zu Hause zu sein, Lieder zu schreiben und auch etwas zu relaxen, und haben dann auch die ersten Demos mit sieben, acht Liedern aufgenommen. Mit denen sind wir dann ins Studio gegangen und haben dann noch mehr geschrieben. Im Februar sind wir dann wieder einen Monat ins Studio und waren dann schon fertig. Es war ziemlich einfach.

Und wie funktioniert Songwriting bei euch?

Dieses Mal haben wir sehr viel direkt im Studio geschrieben. Die Inspiration kam von einem Stück Pianomusik, einem Gitarrenriff oder ein paar kurzen Zeilen. Wir haben dann alles um diese Stücke herumgebaut.

Also waren nie die Musik oder die Lyrics zuerst?

Nein. Jedes Lied hat seinen eigenen Verlauf genommen, da gibt es keine Regel. Oftmals begann alles mit einer lyrischen Melodie und ganz wenigen Lyrics, so dass wir alles zusammenbauen mussten. Da kam unser Produzent Garret Lee ins Spiel. Viele Songs waren noch nicht fertig und er half uns beim Zusammenstellen, zeigte uns wo man verschiedene Akkorde einfügen könnte, machte Vorschläge.

Wie glaubst Du hat sich eure Musik verändert in diesen zwei intensiven Jahren?

Sie ist sehr viel ambitionierter geworden. Schliesslich haben wir zwei Jahre lang getourt, die Welt gesehen, mit grossartigen Bands an tollen Locations gespielt, und sind auch als Musiker viel besser geworden. Und unser Produzent Garret wollte uns so weit wie möglich pushen, jeden von uns für sich, sogar in eigentlich uns fremden Domänen: Ich spielte auf diesem Album zum Beispiel viel Keyboard. Wir haben mit viel Sound gespielt und geschaut, was rauskommt. Es ging darum alle möglichen Grenzen hinter sich zu lassen. Er sagte ziemlich früh: Was auch immer ihr probieren wollt, sagt es und wir probieren es aus! Und so geschah es.

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Das Album ist wieder sehr dunkel und melancholisch geworden. Wie kommt das?

Was die Lyrics betrifft, ist es wirklich dunkel. Es hat aber auch hellere Aspekte. Die nehmen einen im Herz gefangen; das ist ein wesentlicher Aspekt unserer Musik. Wir hatten keine bestimmten Ziele oder Absichtserklärungen, wie sich das Album anhören sollte. Wir haben uns nie bewusst entschieden, eine dunkle oder eine glückliche Platte oder so zu machen. Die Musik wählt einen, so funktioniert das!

Was sind die zentralen Themen auf dem Album?

Es dreht sich viel um den Tod und es gibt auch viel Liebe auf dem Album! Es gibt, wie immer bei unserer Musik, die beiden Seiten, die dämonisch, traurig und ernsthaft sind. Aber vielfach ist die Musik auch erhebend und episch, dass sich ein religiöses Erlebnis, ja ein aussergewöhnliches Gefühl einstellt.

Religiös?

Ja manchmal. Es geht da nicht um Gott, sondern um eine Art Gefühl, das Gefühl eine religiöse Erfahrung gemacht zu haben. Darüber haben wir auch oft im Studio gesprochen. Garett wollte immer, dass wir in den Liedern einen Moment erreichen, einen Höhepunkt, wo man einfach den Kopf zurückfallen lassen könnte und diese religiöse Erfahrung machen würde.

Das ist ein ziemlicher Anspruch!

Oh ja, das ist wirklich schwierig. Aber vielfach, besonders auch live, bringen wir die Leute in der Zugabe zum Weinen, auf eine gute Weise natürlich! Es ist dann glückliches Weinen. Es ist dann seltsam die Gesichter der Leute im Publikum zu sehen, weil sie sich wirklich berührt fühlen. Das ist gut, dann machen wir unseren Job richtig!

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