Students.ch trifft Mando Diao
Marie-Charlotte Maas - Über Mando Diao gibt es viele Gerüchte: zum Beispiel, dass sie bei Interviews gar nicht nett sein sollen- stimmt nicht. Undurchschaubar ja- das sind sind sie- aber das macht es ein Treffen mit ihnen auch spannend. Die schwedische Band Mando Diao trat bei der ersten MTV Campus...
Die schwedische Band Mando Diao trat bei der ersten MTV Campus Invasion diesen Jahres in der Universitätsstadt Marburg auf.
Die fünf begeisterten 11.000 Zuschauer und boten am Ende des Abends nach Auftritten von Tocotronic, Juli, Maximo Park und Jamie T. ein grandioses Finale, das auch trotz Regens nicht getrübt werden konnte.
Vor ihrem Auftritt konnte Students.ch mit Bassist Carl- Johan und Keyboarder Mats über amerikanischen Hip- Hop, Jobalternativen und Klimaschutz sprechen und versuchte als erstes die Frage zu klären, ob sie wirklich denken, dass Mando Diao besser sind, als die Beatles.
Students.ch: Als eure Karriere begann, wurde oft geschrieben, dass ihr euch besser findet als die Beatles. Ich bin mir nicht sicher, ob ihr das wirklich gesagt habt, oder ob es einfach von einigen Medien behauptet wurde und ihr nichts dagegen gesagt habt, weil es euch zum damaligen Zeitpunkt in alle Munde brachte und euch noch populärer machte...
Carl- Johan: Wir meinen das anders. Es ist so: die Beatles gibt es ja nicht mehr, also können sie wohl nicht besser sein als Mando Diao. Falls es sie noch gäbe, könnten sie besser sein als wir. Wahrscheinlich wären sie es. Ihre Musik existiert – und es ist gute Musik. Aber die Band existiert nicht, also sind sie nicht so gut wie Mando Diao.
Mats: Es ist ein Wortspiel...
Carl-Johan: Manche Leute interpretieren diese Aussage falsch.
Ich habe gelesen, dass ihr denkt, dass da eine Fehlinterpretation vorliegt.
Ich finde ehrlich gesagt, dass man da gar keinen Vergleich ziehen kann, denn die Beatles waren für ihr damalige Zeit einzigartig, und heute gibt es einen regelrechten Boom an Indie-Rock Bands. Findet ihr auch?
Carl- Johan: Es ist halt so, dass die Leute Sachen über Bands schreiben, wie diese Beatles Sache und zwar das, was sie wollen. Das ist eben Popkultur, es geht immer mehr um Spaß.
Ja, ich denke, dass die Leute solche Sachen und Aussagen auch lesen wollen.
Carl-Johan: Genau, eine gute Titelzeile ist das wichtigste.
Ich habe gehört, dass ihr eine sehr ruhige Band seid, von jemandem, der es wissen muss- eurem Busfahrer nämlich. Stimmt das? Es hat gesagt ihr seid sehr ordentlich, habt keine Groupies.. Wärt im Gegensatz zu eurer Vorband Dirty Pretty Things beispielsweise eine ganz ordentliche Truppe.
Carl- Johan: Vielleicht sollten wird den Busfahrer feuern...
Also, es ist so: wenn man Mando Diao vergleicht mit vielen anderen Bands, geben wir all unsere Energie auf der Bühne, und so bleibt nichts für den Bus übrig- wir sind nicht dazu da, den Bus zu rocken, sondern die Bühne.
Und war das zu Beginn eurer Karriere anders?
Carl-Johan: Nein, von Anfang an, waren wir.. Sagen wir so: wir machen natürlich gerne Party, wir trinken gerne mal ein Bier (was sie auch gerade während des Interviews machen), aber nicht so extrem. Das ist eh ein großer Mythos. Die Leute mögen diesen Mythos über Rockbands- dass sie alle verrückt sind und viele Drogen nehmen. Aber ich denke, dass stimmt so nicht.
In den 60er und 70er Jahren da haben die Bands noch alles ausprobiert, aber wir kennen heutzutage die Konsequenzen , die aus dem folgten, was sie gemacht haben. Wir können es uns aussuchen, was wir machen. Wir wissen, dass Drogen gefährlich sind- wir können sie trotzdem nehmen. Wie auch immer: manche entscheiden sich dafür, manche dagegen.
Ist es manchmal so, dass Sachen über euch geschrieben werden und obwohl ihr wisst, dass es nicht stimmt, lasst ihr es einfach so stehen, weil es euer Image unterstreicht.
Carl-Johan: Ja! es gibt so viele Artikel über uns, dass wir sie niemals lesen können, auch weil sie in einer anderen Sprache geschrieben sind. Deutsche, österreichische, schweizerische Zeitungen,... ich kann ein bisschen Deutsch, aber wenn es an das Artikel lesen geht.. das ist schwierig. Die einzigen Zeitungen, die wir lesen, wo etwas über uns steht, sind schwedische, amerikanische oder britische. Leider haben wir nicht so viel von den letzten beiden gelesen, meistens lesen wir nur die schwedische, also weiß ich sowieso nicht, was in Deutschland, der Schweiz oder in Österreich geschrieben wird.
Das weiß ich auch nicht...
Carl-Johan: Ich glaube du weißt es!
Nein. Nur, dass euch manchmal nach gesagt wird, ihr wärt arrogant, beispielsweise wegen dieser Beatles Geschichte.. Ich habe das natürlich nie geglaubt. (alle müssen lachen)
Carl-Johan: Um darauf noch einmal zurück zu kommen- um ehrlich zu sein: wir lieben die Beatles, es ist unglaublich, wir kennen jede Zeile, fast jedes Dokument über die Beatles, wir haben so viele Sachen von den Beatles gekauft, Ringos Stars Soloalbum und so was – wir sind so vernarrt in die Beatles. Ich habe nicht eine Band in meinem ganzen Leben getroffen, die die Beatles so mögen wie wir, mit Ausnahmen von Sugar Plum Fairy vielleicht.
Das werde ich so schreiben, damit die leidige Beatles Geschichte endlich erledigt ist.
Carl-Johan: Es stimmt auch wirklich.
In fast jedem Interview über euch steht in der Beschreibung wie gut aussehend ihr doch seid. Wie seht ihr das?
Carl-Johan: Es spielt nicht wirklich eine Rolle, ob wir gut aussehen. Denkst Du die ganze Zeit darüber nach, ob Du gut aussiehst? Also, worüber ich nachdenke ist, wie andere Leute aussehen, aber nicht über mich.
Denkt ihr, dass Aussehen in eurem Business von Bedeutung ist oder das es hilft?
Ich denke, es gibt viele Künstler, die beweisen, dass es nicht so ist.
Wenn es wirklich um Aussehen geht, dann ist es wichtiger einen speziellen Look zu haben.
Zum Beispiel Ozzy Osbourne, er sieht furchtbar aus, aber er hat einen einzigartigen Stil.
Momentan seid ihr ja sehr populär. Aber gibt es eine Band, die ihr so gut findet, dass ihr sie supporten würdet, bei der ihr Vorband sein würdet?
Carl-Johan: Wir hatten ja die Dirty Pretty Things als Vorband.
Mats: Vielleicht würden wir bei Iggy Pop auftreten. Das ist eine coole Band.
Carl- Johan: Ich mag so Support Shows nicht so gerne, weil ich denke, dass das nicht so viel Sinn für eine Band macht. Also meiner Meinung nach...
Stellt euch vor, ab morgen dürftet ihr keine Musik mehr machen. Wie sähe das alternative Leben für euch aus?
Carl-Johan: Du meinst keine Live-Auftritte mehr oder gar nicht mehr?
Gar nicht mehr!
Carl-Johan: Wenn heute die letzte Nacht wäre in der ich spielen darf, würde ich gar nicht spielen. Wenn ich morgen nicht mehr spielen dürfte, wäre ich so deprimiert.
Ihr dürftet dafür aber einen anderen Job annehmen – ohne, dass ihr noch eine Ausbildung machen müsst. Die Fähigkeiten wären einfach da.
Mats: Selbst wenn ich einen anderen Job hätte, wäre ich deprimiert.
Carl-Johan: Ich könnte nicht leben- ich denke, ich würde Selbstmord begehen.
OK....
Carl- Johan: Ein Musiker, ein Mitglied einer Band zu sein, ist ein so starkes Gefühl, wir wollen das alle so sehr, es ist unmöglich, ohne das zu leben. Ich denke, wir werden so lange zusammenspielen, bis wir sterben.
Natürlich kann die Band in drei Jahren nicht mehr existieren, weil wir zu alt sind...
Also gibt es tatsächlich keine Alternative? Ein Job, der euch reizen würde?
Carl- Johan: Ich würde Pilot sein. Und Du mein Co Pilot...
Mats: Ja, ich der wäre der Co-Pilot (müssen beide lachen)
Stell euch etwas anderes vor! Ihr seid auf einer einsamen Insel und habt nichts zu essen. Wen opfert ihr als erstes?
Carl- Johan: Mats- weil er den größten Hintern hat und wir mögen Speck.
Im Ernst: ich würde lieber selbst sterben, als jemanden zu töten.
Mats: Samuel wäre vielleicht lecker. Aber er ist nicht so speckig.
Gustav wäre der letzte. An ihm ist nichts dran.
Ihr tretet ja bald in Hamburg im Rahmen des Live Earth Festes auf? Macht ihr so etwas oft? Euch für gute Zwecke engagieren?
Carl-Johan: Nein, eigentlich nicht, aber wir haben das Gefühl, dass dieses Live Earth Ding eine gute Sache ist. Wir sind keine politische Band, überhaupt nicht- wir machen nur Musik.
Mats: Aber natürlich wissen wir, dass diese Klima Sache sehr wichtig ist. Wir diskutieren auch darüber.
Carl-Johan: Das „lustige“ bei dieser Live- Earth Sache ist ja, dass wir dort hin fliegen werden und dabei eine unglaubliche Menge an Kerosin herauspusten, und ich kann dir versichern, dsss Snoop Dog mit mindestens fünf Tourbussen rumfahren wird und zusätzlich aus den USA angeflogen kommt, das ist natürlich nicht umweltfreundlich. Vielleicht sollten wir aufhören überall hin zu fliegen. Es geht bei Live Earth darum, den Leuten klar zu machen, dass sie etwas ändern müssen. Besonders den Leuten in den USA. Wir Europäer, besonders Leute aus Deutschland, Schweden, Dänemark, Norwegen und so, wir haben bemerkt, dass etwas geändert werden muss. Wir recyclen zum Beispiel. Wenn man über die Luft nachdenkt, in Deutschland und Schweden, ist es frische Luft, im Gegensatz zu England oder den USA. (hustet)
Es ist verrückt. Zum Beispiel L.A. oder London- London geht gar nicht.
Mats: So viele Leute bemerken das alles gar nicht
Ich bin stolz bei Live Earth dabei sein zu dürfen.
Ihr habt ja gerade Snoop Dog erwähnt und ich kann mir vorstellen, dass ihr seine Musik nicht sonderlich mögt. Was ist für euch die schlimmste Art von Musik?
Carl-Johan: Da liegst Du falsch. Wir lieben Snoop Dog. Wir mögen seine Musik, allgemein amerikanischen Hip- Hop.
Ich bin geschockt!
Carl-Johan: Ehrlich, Gustav ist der größte Wu Tang Fan der Welt.
Das kann nicht sein.
Carl-Johan: Doch, sein Cousin ist Hip- Hop Künstler in Schweden.
Und kennst Du Carl von Sugarplum Fairy?
Ja, ich habe ihn schon mal interviewt.
Carl- Johan: Er hat Hip- Hop Klamotten getragen bis er anfing Musik zu machen. Mit 13 hat er wohl aufgehört Baggypants zu tragen.
Das ist wirklich eine Überraschung.
Carl-Johan: Ja. Aber wenn Du dir beispielsweise den Song Wildfire anhörst, wird deutlich, dass wir viel Inspiration von Hip- Hop Künstlern erhalten- sie haben eine einzigartige Art sich auszudrücken.
Ja, mir ist das bei eurem neuesten Album aufgefallen, und ich habe noch gedacht, jetzt bin ich völlig verrückt geworden. Zum Beispiel hatte ich den Eindruck, dass Josephine Hip Hop Elemente enthält.
Carl-Johan: Das stimmt tatsächlich. Wir haben sogar einen Hip Hop Song gemacht, auf der B-Seite. Ich bin nicht sicher, ob er releast wurde. Ich glaube es.
Mats: Ja, er wurde releast.
Zum Abschluss spielen wir noch ein Spiel.
Carl- Johan: Ein Spiel? Uh... The Game. Das ist übrigens auch ein Hip- Hop Song – von 50 Cent.
Ja, stimmt. Furchtbar- Ok, wie auch immer, kommen wir besser schnell zum Spiel. Ich nenne euch zwei Sachen und ihr müsst euch schnell für eine entscheiden.
Kaffee oder Tee?
Beide: Kaffee.
Fleisch oder Gemüse?
Carl- Johan: Fleisch.
Mats (überlegt lange) : Ich weiß nicht... Wenn es wirklich nur eine Sache sein darf: Fleisch
Rock oder Hose?
Beide: Es hängt davon ab, wer es trägt.
Monet oder Kandinsky?
Mats: Ich nehme Monet.
Carl- Johan: Ich habe noch nichts von Kandinsky gesehen, aber ich kenne Monet. Es ist eine niedliche Sache Blumen zu malen. Im Ernst: Es setzt die Farben gut ein. Er bringt Sachen zum Scheinen. (Es folgt noch eine Erklärung zu Kandinskys Bildern durch unsere Fotografin, woraufhin Carl-Johan sich genötigt fühlt hinzuzufügen, dass er Gustav Klimt mag)
Disko oder Pub?
Beide: Kommt darauf an, was mit Disko gemeint ist. (Ich erkläre, dass ich keine Großraumdiscos meine, sondern Clubs) Eher Pub.
DVD oder Kino?
Beide: Kino
Cameron Diaz oder Angelina Jolie?
Carl- Johan: Hm, Angelina Jolie.
Mats: Ja!
Sport oder Couch?
Carl- Johan: Sport.
Matz: Couch
Wein oder Bier?
Carl- Johan: Wein.
Mats: Bier.
Klassik oder Jazz?
Carl- Johan: Jazz.
Mats: Ich kann diese Frage nicht beantworten.
Buch oder TV?
Mats: Bücher- ich lese momentan viele Bücher (muss lachen)
Carl- Johan: Weil es so viele schlechte TV Shows in Schweden gibt, Bücher...
Ok, das war es. Das Spiel ist vorbei und das Interview auch! Ich danke euch!
Wer hat gewonnen?
Ich werde eure Antworten auswerten und daraufhin ein psychologisches Profil erstellen- mal sehen, was dabei heraus kommt.
Nach welchem System?
Nach meinem.
Cool. Danke.