Mogwai - The hawk is howling
claudio peter - Wall of SoundHerbst. Zeit, sich immer mehr im Dunkeln zu bewegen, sich von der Kälte schützen zu müssen, die Sonne nur noch einige Minuten nach Arbeitsschluss begrüssen zu dürfen, bevor sie schon wieder im Horizont abtaucht. Zeit, sich mit dem Gedanken beschäftigen zu müss...
Herbst. Zeit, sich immer mehr im Dunkeln zu bewegen, sich von der Kälte schützen zu müssen, die Sonne nur noch einige Minuten nach Arbeitsschluss begrüssen zu dürfen, bevor sie schon wieder im Horizont abtaucht. Zeit, sich mit dem Gedanken beschäftigen zu müssen, dass die kommenden Monate in dieser Hinsicht nur noch schlimmer werden, dass ein Zufluchtsort nötig sein wird, ein Sofa vor dem Kamin oder ein warmes Bett, um die entstandene Melancholie doch noch ein wenig edel und hübsch aussehen zu lassen. Zeit für Musik, die dazu hilft, sich an bessere Zeiten zu entsinnen. Musik, welche diese Gefühlslage zu fassen vermag und dem Hörer genug Spielraum lässt, sich seine Musiklandschaften selber kreieren zu können. Höchste Zeit also für Mogwai.
Denn die fünf Schotten aus Glasgow vermögen wie nur wenige Bands mit ihrer Musik zu verzaubern und zu betören. Auf der Bühne eher zurückhaltend und ohne grosse mündliche Kommunikation mit dem Publikum, geben Mogwai auf diese Weise ihrer Musik noch mehr Platz und Raum. Wozu braucht es auch Worte, wenn Töne und Klänge tausend mal mehr zu vermitteln vermögen?
So auch auf ihrer neuen Platte The hawk is howling. Einer insgesamt eher ruhigen Platte, auf welcher wieder gänzlich auf Gesang verzichtet wird. Und eine Platte, auf welcher schon mit dem ersten Song die ganzen Stärken der Band aufgedeckt werden. Denn I’m Jim Morrison, I’m dead saugt den Hörer wie ein Wirbelsturm auf, zieht mit, lässt nach oben schweben und kreiert eine Spannung, welche in einem grandiosen Finale mit einer himmlischen Melodie aufgelöst wird. Besser kann es fast nicht werden und es braucht Überwindung, sich die restlichen Songs anzuhören und nicht beim ersten Stück haften zu bleiben. Doch bereits der nächste Song Batcat verhindert, dass man sich allzu lange Überlegungen anstellen kann, ob die Repeat-Taste gedrückt werden soll oder nicht. Zuerst nur eine Unheil ankündigende Melodie, dann laute, heulende und kraftvolle Gitarrenklänge. Ein toller, vergleichsweise direkter Song, der etwas an Glasgow Mega-Snake der Mr.Beast erinnert. Mit solch härteren Passagen wird man in der Folge nur noch vereinzelt konfrontiert, so zum Beispiel auf dem grossartigen letzten Song der Platte The Precipice. Doch auch dazwischen geschieht viel, wenn auch auf sanftere Weise. Während The sun smells too loud als vergleichsweise fröhlich und heiter bezeichnet werden kann, besteht Kings meadow aus einer simplen Melodie, die im Hintergrund einen Schwarm von Klängen birgt, welche erst ganz am Schluss enthüllt werden. Speziell zu erwähnen ist auch Scotland’s shame, ein tieftrauriger Song, in welchem man den heulenden Falken fast zu hören und spüren glaubt. Als würde man seinem Begräbnis beiwohnen.
Was auch immer für Bilder hervorgerufen werden, die Stärke von Mogwai, nämlich dem Hörer den grösstmöglichen Interpretationsspielraum zu überlassen und ihn dennoch um den Finger zu wickeln und in den Songs verlieren zu lassen, kommt auch auf The hawk is howling voll zur Geltung. Grossartige, melancholische Songs, die es mit ihrer Schönheit durchaus ermöglichen, positiv in die kommenden Monate zu schauen. Möge der Herbst kommen, man ist gewappnet.
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