Die ungeheuerliche Stille.
27.03.2010 à 21:17
Ich kann wirklich verstehen wenn Leute an Gott glauben. Das macht es einfacher. Man stelle sich nur vor, man ist allein, weit abgeschieden von der Zivilisation in der Wildnis und niemand beobachtet einen.
Ein gläubiger Mensch wird immer seinen allmächtigen Beobachter um sich wissen, jemand der ihn beobachtet, seinen Tätigkeiten in Beziehung stellt, letztlich ein gewaltiger Werter, ein Sinngeber. Wie leicht und unüberlegt geht etwas von der Hand, wenn ein Urteil darüber möglichst positiv, bzw überhaupt gegeben ist. Man hat eine Schiene, einen Weg im Dickicht, dem es zu folgen gilt. Alle Entscheidungen sind gefällt und warten auf ihre Ausführung.
Wie aber muss sich ein Atheist fühlen, ein Mensch der nicht auf die obere Zuflucht zurückgreifen kann oder will, jemand der sich in physischer Einsamkeit wirklich einsam fühlt. Ein Mensch, dem bewusst ist, dass er das einzig Denkende Wesen innerhalb eines 500km-Radius ist, jemand der weiß, dass nichts was er tut kulturelle Konsequenzen hat, nichts davon jemals an das Ohr eines anderen Menschen dringt. Er steht warscheinlich vor einem Abgrund, die komplette Last des gesellschaftlichen Lebens fällt von seinen Schultern, es fühlt sich leicht, aber leicht genug um die gähnende Leere zu überspringen? Es ist ein Nichts, ein Alles, ein vollständig auf-sich-zurückgeworfenen-sein eine beinahe absolute Entscheidungsfreiheit. Inwieweit verändert sich das Verhältnis zu seinen Taten, fühlt es sich nicht "komisch" an, dass nichts von dem was man tut, sich jemals einem Urteil unterwerfen muss, etwas bleibt, das unberührt in leeren Raum stehen bleibt? Man wird nun von einem mächtigen "Warum?" angefallen, was ist der Grund und Sinn jeder Bewegung, jedes bewussten Atemzugs?
Ich kann mir keine größere Prüfung vorstellen als eine völlige Einsamkeit.
mfg. Fishtank