Glück und seine Undankbarkeit
06.12.2010 à 09:35
Aus Wikipedia der freien Enzyklopädie:
Das Wort „Glück“ kommt vom mittelniederdeutschen „gelucke“ (ab 12. Jahrhundert) bzw. dem mittelhochdeutschen „gelücke“. Es bedeutete „Art, wie etwas endet“, „Art, wie etwas gut ausgeht“. Glück war demnach der günstige Ausgang eines Ereignisses. Voraussetzung für den „Beglückten“ waren weder ein bestimmtes Talent noch auch nur eigenes Zutun. Dagegen behauptet der Volksmund eine mindestens anteilige Verantwortung des Einzelnen für die Erlangung von Lebensglück in dem Ausspruch: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Die Fähigkeit zum Glücklichsein hängt in diesem Sinne außer von äußeren Umständen auch von individuellen Einstellungen und von der Selbstbejahung in einer gegebenen Situation ab.
Übrigens hab ich einen Prof, der mit einem Apfel in der rechten Hand auf sein Pult steigt, hinunterspringt und auf seinen Po fällt. Natürlich lachen dann alle 500 Studenten. Er ist ein Waghalsiger. Denn am nächsten Tag wiederholt er seinen kleinen Selbsversuch. Dieses Mal jedoch mit seiner Tasche. Natürlich ist er nicht gefallen. Sondern auf den Füssen gelandet. Und hat dafür Jubel aus dem ganzen Hörsaal kassiert (was, wie ich vermute, auch seine Absicht war. Denn wer würde nicht versuchen, seinen Stolz wiederherzustellen). Es waren jedenfalls zwei lustige Vorlesungen. Und hat den Prof um einiges sympatischer gemacht!
Aber jetzt komm ich zum eigentlichen Thema: Glück. Heute ist mir nähmlich etwas beunruhigendes klar geworden. Nicht, dass ich es nicht schon vorher gewusst hätte. Aber so richtig bewusst, wurde es mir erst im Gespräch mit Anina. Wie jedes Gespärch fing auch unseres mit „hallo, wie geht es dir?“ an. Eigentlich ist es ja zu einer belanglosen Klausel geworden, auf die man normalerweise mit „danke gut und dir?“ antwortet (in der Romandie ist es nich viel schlimmer. Da fragt man bei jeder Begegnung „ça va?“. Aber Beudeutung darf man diesen zwei Wörtern auf keinen Fall zumessen. Der Antwort noch weniger). So belanglose Gespräche führen ich und Anina aber nicht. Das „wie geht es dir“ ist ernst gemeint und wird nicht mit einem einfachen „ja es geht mir gut und dir?“ abgetan. Ich habe also erfahren was sie bedrückt. Und dann, nachdem wir darüber Philosofiert haben, wurde die Frage an mich gerichtet. Ich müsste sie eigentlich mit „ja, es geht mir hervorragend“ beantworten können. Denn eigentlich bin ich glücklich. Aber trotzdem hatte ich wieder irgendetwas auszusetzten. Wieso? Nun das hat schon seine Gründe. Aber eigentich geht es mir gut. Im Grossen und Ganzen bin ich glücklich. Ich fühle es. Ich weiss es.Und da ist es mir bewusst geworden. Ein Lichtlein wurde in mienen Hirnwindungen angezündet und hat angefangen, wie wild zu blinken:
Der Mensch kann nicht glücklich sein.
Jedenfalls nicht für längere Zeit (man darf nicht vergessen, dass Glück nicht gleich Glück ist. Es gibt auch kurze Momente des Glücks. Ich spreche jetzt aber vom „glücklich sein“, also einem Gefühl das anhaltend ist). Dem Menschen wird es nämlich langweilig, wenn er glücklich ist. Und wenn dem Menschen langweilig ist, ist er nicht mehr glücklich. Also sucht er sich etwas, über das er jammern kann, damit ihm nicht mehr so langweilig ist. Doch besser geht es ihm damit nicht. Denn wer krampfhaft nach seinem Unglück sucht, kann auch nicht glückich sein.
Am schlimmsten sind die, die darüber jammern, dass sie nicht glücklich sind. Sie würden nie auf die Idee kommen, dass sie es vielleicht sind, es aber einfach nicht zulassen. Denn sie verschliessen die Augen. Sind pessimistisch. Sehen lieber das Schlechte in ihrem Leben als das Gute. Denn diesen Menschen geht es doch eigentich meistens gut. Sie sind nur nicht zufrieden damit, weil sie immer mehr wollen. Gierig wie wir doch schlussendlich alle sind.
Und genau diese Undankbarkeit musste ich heute auch bei mir selber feststellen. Ich will mehr. Ich habe so viel Glück in mienem Leben. Aber ich will trotzdem mehr. Ich frag mich nur, wo ich dieses Mehr hernehmen soll.
Ich habe heute also beschlossen, glücklich zu sein. Beziehungsweise das Glück zuzulassen. Nicht immer mehr zu wollen. Und ich werde auch glücklich bleiben, solange ich dieses Glück, das ich momentan habe, erfahren darf. Denn wenn man sich bewusst ist, was man hat, wird es nicht langweilig. Denn glücklich zu sein ist spannend. Es ist interessant. Und es fühlt sich super an!