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18.01.2010 à 20:31

The Verve This Is Music: The Singles 92-98

[Virgin]

Man stelle sich vor: Wigan, ein kleines englisches Dörfchen zwischen Manchester und Liverpool im Jahre 1992. Die Stadt ist langweilig, grau und wie die meisten englischen Gegenden zu dieser Zeit von Arbeitslosigkeit geplagt. Doch irgendwo gibt es einen Keller - unauffällig und grau wie alles in der Umgebung, den Unterschied kann man nur hören: Heulende Gitarren, rasselnde Tambourine, laute, vereinnehmende Melodien und unverwechselbare, halb weggetretene, aber klar und deutlich durchs Mikro gepresste Vocals von The Verve.Die hier vorliegende Singles-Kollektion erinnert an die Geschichte einer zu Beginn unverstandenen und schließlich triumphierenden Band, also an das Beste was Wigan je zustande brachte. Auf den grandiosen Auftakt "This Is Music" folgt "Slide Away", die nicht allzu bekannte Auskopplung vom ersten Album "A Storm In Heaven", die zu Unrecht öfters als Titel-Klau des gleichnamigen Oasis-Songs von deren "Definitely Maybe" bezeichnet wurde. Stimmt aber nicht, denn The Verve haben ihr "Slide Away" schon ein Jahr vor Oasis aufgenommen. Auch musikalisch hat das stimmige, stark psychedelisch angehauchte Stück überhaupt nichts mit dem Gitarren-Marathon der Gallagher Brüder zu tun.

TRACKLISTE

1.This Is Music 2.Slide Away 3.Lucky Man 4.History 5.She's A Superstar 6.On Your Own 7.Blue 8.Sonnet 9.All In The Mind 10.The Drugs Don't Work 11.Gravity Grave 12.Bittersweet Symphony 13.This Could Be My Moment 14.Monte Carlo

Akustisches Klampfen-Intro, ein Echo von Stimmen und Streicher-Fanfaren - "Lucky Man" ist zweifellos einer der besten Songs, die jemals das Licht dieses Planeten erblickten. Eine Hymne, eine Message, einzigartig und nie mehr getoppt. Gleich im Anschluss verzaubert "History" vom zweiten Album "A Northern Soul" den Hörer, das ultimative The Verve-Stück. In der Voll-Depression von Sänger Richard Ashcroft aufgenommen, zeigt sich hier, dass Trauer die besten Songs schreibt. Epische Klangwunder begleiten die bewegenden Lyrics und türmen sich auf in einen nicht enden wollenden ochestralischen Höhepunkt.

An "She's A Superstar" finden vor allem Freunde der Frühphase von The Verve gefallen. Auf keinem regulären Album erschienen, sondern nur als Single- und EP-Version veröffentlicht, kommen hier die Grundlagen der Band voll und ganz zum Vorschein. Psychedelisch verzerrte Gitarren, lang gezogene Solis, gesungene, geschriene und geflüsterte Gesangseinlagen machen The Verve zu dem, was sie sind bzw. waren. "On Your Own" lässt wieder einen tiefen Blick in Ahscrofts Seele zu. Das melancholische Lied erzählt von der Überzeugung des Sängers, dass wir alle allein geboren werden und auch allein wieder sterben: ... "you come in on your own ... and you leave on your own."

"Blue" zählt ebenfalls zu den älteren Stücken und bringt in guter alter Psychedelic-Rock Tradition die Boxen zum Beben. Mit "Sonnet" und "The Drugs Don't Work" folgen dann wieder Songs der Dekaden-Platte "Urban Hyms". Mit gelassenen, akustischen Klängen besingen sie Themen wie den Glauben und die Liebe. Songs, die ganz klar nicht der frühen Phase zuzuordnen sind - schließlich überfällt einen nicht schon nach dem ersten Ton ein drogendurchtränktes Gefühl der Einsamkeit. Schon fast im Endspurt stellen sich die beiden allerersten Werke von The Verve vor -"All In The Mind" und "Gravity Grave". Beide zeigen die Band unvoreingenommen, pur und leidenschaftlich wie eh und je.

Noch vor den bisher unveröffentlichten Tracks "This Could Be My Moment" und "Monte Carlo" - die gut, aber nicht überragend sind - kommen wir zu dem Epos, das die vier Jungs aus dem ländlichen Wigan in das Bewusstsein dieser Welt katapultierte: "Bitter Sweet Symphony". Man sieht Richard Ashcroft förmlich in seiner abgewetzten Lederjacke durch die Straßen Londons laufen und die besten Zeilen, die er je geschrieben hat, den Passanten entgegen singen. "Cuz its a bitter sweet symphonie this life, try to make ends meet your a slave to money then you die ..." - Worte die einst aus jedem Fernseher oder Radio klangen und bis heute kein bisschen an Wirkung oder Energie verloren haben. This Is Music!

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