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Die Erwachsenen sterben aus!

22.08.2009 à 12:01

Mit 18 Jahren wird man zwar volljährig, das heisst jedoch nicht, dass man dann erwachsen ist. Eigentlich hat die Schule den Auftrag, uns zum erwachsenen Menschen zu formen; basierend auf der Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz. Somit sollten wir spätestens am Ende der Lehre erwachsen sein, nur habe ich das Gefühl, dass es viele nicht einmal mit 80 Jahren sind.Was früher den Frauen oft vorenthalten war, ist heute kein Problem mehr: Alle können einen Beruf erlernen und folglich für sich selber sorgen und für sich Verantwortung übernehmen. Soweit so gut. Die Selbstkompetenz enthält aber auch den Punkt, die Folgen des Handels verstehen und diese voraussehen, beziehungsweise aus Fehlern lernen. Und da scheitern viele sich vermeintlich als erwachsene Menschen bezeichnende Spezien daran: Oder warum fährt man nach einer Busse wieder zu schnell? Wo bleibt da der Lerneffekt? Ja, man könnte jetzt sagen, die Strafen sind halt zu wenig schlimm, was vielleicht auch stimmt, aber man kann eben auch sagen: Diese Personen sind nie erwachsen geworden! Zur Sozialkompetenz gehört unter anderem „sich in Menschen und andere Sichtweisen versetzen können“. Wenn man einen Verkäufer beobachtet, so gelingt es den meisten recht gut, einem Kunden ein Produkt aufzuschwatzen: Wenn der Verkäufer feststellt, dass er einen Typen vor sich hat, der gerne Zahlen hört, ja, dann bringt er halt Zahlen. Wenn er merkt, dass der Kunde sein Herz ausschütten will, so lässt er ihn, und verkauft ihm am Ende sein unbrauchbares Produkt. Ganz anders sieht es jedoch in vielen Familien aus: Nicht von ungefähr gibt es so viele Scheidungen. Man kann oder will sich nicht mehr Zeit nehmen, sich in die andere Person hineinzuversetzen, ihre Bedürfnisse kennen zu lernen und auf diese einzugehen, man denkt nur an sich selber. Wenn eine Scheidung gut endet, sagt man, "wir hatten halt nicht zusammengepasst", wenns schlecht endet, heisst es das Leben lang: "Der andere war Schuld"! Wenn noch Kinder im Spiel sind, wird die Situation eine Stufe negativer. Vorhin gerade gehört im Radio: „Immer mehr Eltern sind überfordert, immer mehr Kinder brauchen einen Beistand“. Offen bleibt nur, ob diese Beistände „erwachsen“ sind… Was die ganze Sache noch trauriger macht, als sie ohnehin schon ist; Erwachsensein hat nicht einmal mit Bildung zu tun! Oder warum fallen auf dieser Students-Seite Sätze wie, ich zitiere namenlos: „Frauen wissen auch nicht, wie man sich vergnügt“? Je mehr ich darüber nachdenke, so komme ich zum Schluss, dass Bildung, statt diese drei obengenannten Kompetenzen gleichmässig fördert, diese mit den Jahren eher in ein Ungleichgewicht bringt. Nach einem Hochschulabschluss hat man die Sachkompetenz eines bestimmten Gebietes um ein Vielfaches vergrössert, durch den hohen Bildungsabschluss steht auch die Selbstkompetenz recht gut da, nur, was ist mit der Sozialkompetenz? Man wurde in all den Jahren angehalten, sich in die einsame Kammer zu verziehen, Bücher zu lesen, irgendwelche Zahlen vor dem Computer auszuwerten sowie x-seitige Arbeiten zu schreiben und in einer Bibliothek, in der man kein Wort sprechen darf, auf die Prüfungen zu lernen. Wenn man ausnahmsweise einmal ein Zeitfenster hat, so macht man mit jemandem ab, stellt plötzlich fest, dass um diese Zeit der Abgabetermin für eine Arbeit ist und vergisst prompt, der Person abzusagen. Dabei denkt man natürlich nicht daran, wie sich die andere Person jetzt fühlt, sondern nur an sich. Wie will man sich da sozial weiterbilden und erwachsen werden?

...Das heisst aber nicht, dass man jetzt aufgibt, und für immer unmündig bleibt. Denn die Welt braucht wieder vermehrt richtig erwachsene Menschen. Erwachen wir endlich und werden erwachsen!

Commentaires
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altamarea 25.08.2009 à 13:49
fragt sich, was man unter Spass versteht. Ich habe die Verantwortung für eine Ehe und ein Kind, dennoch habe ich Spass - nur verstehe ich darunter nicht, mich besinnungslos zu saufen und morgens um 7 im Alkoholdunst nach Hause zu wanken. Spass heisst, mit Freunden einen Abend am See zu verbringen, ein, zwei Drinks zu schlürfen und dann nicht allzu spät nach Hause zu gehen - und schlussendlich hab ich mehr davon, weil ich mich an den Abend erinnern kann
Dass viele Eltern überfordert sind, glaub ich gern - weil sie nicht bereit sind, ihre Selbstverwirklichung und ihr Partyleben zu Gunsten der Kinder zurück zu stellen - ich sage explizit nicht "aufgeben". Erziehung heisst nun mal, Grenzen aufzuweisen und dem Kind einen Weg vorzugeben, und das muss man ihm auch selber vorleben. Wir werden ja sehen, wie sich die nächsten Generationen unter überforderten Eltern entwickeln werden..
übrigens habe ich mein Studium zu Gunsten eines Jobs aufgegeben. Da bin ich zwar auch nur auf einem Gebiet Experte, aber ich habe sozialkompetenztechnisch so einiges gelernt, was man im Hörsaal eben nicht beigebracht bekommt. Wäre wohl als Studi noch lange nicht Mutter, sondern immer noch nächtelang im Ausgang..
Lenaluna 22.08.2009 à 16:23
Ich habe mal gelesen "ein Erwachsener ist ein Mensch, der das Kind in sich akzeptiert" und Erich Kästner hat geschrieben "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch". Auch als Erwachsener darf man Spass haben. Der Unterschied zu vorher ist, dass man, wie du auch geschrieben hast, die Verantwortung für sein Tun übernehmen und die Folgen tragen muss. Man hat als erwachsene Person halt auch eine Vorbildfunktion, die einen hindert, jeden Schei.. mitzumachen. Ist aber auch gut so .... auf jeden Fall meistens.