Hat Idealismus noch Platz in dieser Gesellschaft?

14.01.2013 à 23:32

Es ist einer dieser krassen Arbeitstage, nachdem du nach 17 Stunden endlich nach Hause gehst...die Augen brennen, der Bauch schmerzt vor Hunger. Erst dann wird dir bewusst, dass du ja schon über zehn Stunden nicht mehr wirklich was gegessen hast. Du öffnest noch mit letzter Kraft den Briefkasten und traust deinen Augen nicht! Du schaust, an wen wohl dieses Paket geht, findest aber keine Adresse auf dem Couvert. Währenddem du die Treppe hochrennst, gehst du alle möglichen Personen durch, die sowas hätten in den Briefkasten legen können. Dann öffnest du endlich den Brief und liest: "Dear Mrs. XY, you have been very kind to our son and to us in the past and as well today..." Du durchlebst in Gedanken nochmals den Tag: Ja, er war echt gut, die Schülerinnen und Schüler waren ausnahmsweise supertoll. Aber warst du das heute auch? Du kannst dich beim besten Willen an keine spezielle Situation mit diesem Schüler erinnern.... und doch warst du da, da für ihn... erinnerst dich daran, wie oft du schon sein nasses Schwimmzeug am Freitag aufgehängt hast, weil er es in der Schule vergessen hatte, wie du nach der Stunde mit ihm gelernt hast, wie du in den Ferien extra mit ihm in die Schule gefahren bist, weil er was vergessen hatte... und dann fragst du dich: Hat Idealismus eigentlich noch Platz in dieser Gesellschaft? Spätestens wenn du den Tropfen Wein und die Pralinen geniessen wirst, kannst du mit einem klaren JA antworten. Und dann weisst du auch, was der Unterschied zwischen Beruf und Berufung ist. Und mit diesem Gedanken schläfst du zufrieden ein...