Das Thonsandwich
20.10.2013 à 21:51
Sie sitzt da, mit roten, stränigen Haaren, Brille, die ihr nicht wirklich ins Gesicht passt. Und sie isst ein Thonsandwich. Ich habe nichts gegen Rothaarige. Ich habe nichts gegen Brillenträger, hab selber eine. Ich habe auch nichts gegen Thonsandwiche. Auch nicht gegen Thonsandwichesser. Aber ich hab was gegen zugfahrende Thonsandwichesser. Ich fühlte mich schon nicht gerade gut, als ich in den Zug einstieg. Aber das gibt mir den Rest. Ich wende meinen Blick ab in die andere Richtung. Dort sitzt eine junge schwarzhaarige Frau, riecht an ihren Tragtasche, schaut um sich, sieht sie - rümpft die Nase - scheinbar geht es ihr wie mir. Wenn nur die nächste Haltestelle kommt, denke ich, sonst, ja sonst übergeb ich mich noch vorher. Werfe nochmals einen Blick über meine Schulter. Jetzt ist sie beim Lachscanapé angelangt. Nein, ich hab auch nichts gegen Lachscanapé. Nur im Zug. Sowie gegen Hamburger, Bratwurst, Salat, Asiafood, Döner oder Tuberwarefood... im Zug. Und seitdem ich einmal gelesen habe, dass gewisse Leute das Abbeissen eines Apfels nicht ertragen - im Zug - esse ich Äpfel auch nur noch selten im Zug, und wenn, dann schaue ich immer um mich, ob es wohl niemanden stört. Viele Leute haben den Zug zu ihrer Wohnung gemacht, ohne Respekt den anderen gegenüber. Und manchmal, ja manchmal würde ich das auch gerne... zum Beispiel wäre "Nägellackieren" so was, wo am besten in einer einstündigen Zugfahrt zu erledigen ist. Und ich warte sehnlichst darauf, dass sbb endlich einen Wagen mit einer Wellnesszone anhängt, so dass ich das nicht nur machen kann, wenn niemand im Wagen ist, was so selten wie nie vorkommt... Dass die Präzision dabei etwas verloren gehen würde, müsste frau natürlich dann zu Gunsten der Zeit in Kauf nehmen.