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Pharmazeutische Wissenschaften
ETH Zürich

Vie amoureuse

Célibataire

Kamasutra in Wirklich

16.02.2009 à 18:37

Früher, in meinen noch jüngeren Jahren, hatte ich mir ein Kamasutrabuch gekauft. Nicht eines dieser kleinen, schwarz Eingebundenen, die nur aus schemenhaften Skizzen und seitenlangen Anweisungen bestehen und auch nicht eines dieser Anrüchigen, die im Titel mehr X haben, als Buchstaben auf den Seiten, in denen die Fotos ausschliesslich schlecht gestellt sind und die darauf abgelichteten Titten die Grösse des Kopfes ihrer Trägerin bei weitem übersteigt. Nein, eine Hochglanz from Hippies for Yuppies Version. In denen die Kunst und nicht der Akt zelebriert wird. Perfekt sitzende Brüste, perfekt gestellte Orgasmusstöhngesichter. Ich war fasziniert von dieser wunderbaren Szenerie. Diesem Nacktballett mit verschiedenen Figuren, die zum Trommeln der Eier in einander überflossen. Jede Seite ein eigenes Stück. Die Gefährtin des Indra. Gespaltener Bambus. Der eingeschlossene Kranich. Fein säuberlich arrangierte Kunstwerke. Wunderbar und wunderlich, in den Augen eines 16 jährigen jungfräulichen Knabenmannes. Ich fing an der perfekte Akt in 5 Stellungen zu planen. Doch es war mehr Tetris als Leidenschaft. Jetzt betrachte ich es wieder. Sehe mit neuen Augen. Die naiv-romantische Erotik ist verflogen, geblieben sind die Erinnerung an den fein säuerlichen Geschmack der Lippen, an den aus ihnen aufsteigenden leicht süssliche Geruch, an das zärtliche Kratzen der feinen Stoppeln, an den weiblichen Körper getunkt in Schweiss, an die zerzausten Haare. Nichts davon ist nur annähernd so ästhetisch wie die Bilder. Ich fing an die Scheinwerfer im Hintergrund zu bemerken. Versiegt ist der von den Bildern ausgehende Fluss aus Erotik, der Sehnsucht nach der einzig Wahren und dem sportlichen Ehrgeiz. Aus dem dynamischen Ballettakt, den die beiden Artisten vollführen, ist eine Statuenpaarung geworden. Aus der Liebe zur bildlichen Ästhetik eine Leidenschaft zur dreckigen Schönheit der körperlichen Liebe. Ich werfe einen letzten klitzernden Blick auf den feinen Folieneinband und stelle es zurück ins Bücherregall neben Nerudas und Erich Fried gesammelten Liebesgedichte.

Commentaires
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rachy87 22.02.2009 à 20:35
das ist der erst blog den ich gelesen habe.. und ich musste schmunzeln.. echt toll geschrieben