Das Lenztreiben

25.04.2009 à 17:29

Hurra, der Lenz ist da. Endlich, er hat lange auf sich warten lassen. Das Testosteron schiesst mit den kleinen Maiglöckchen hoch. Die ersten Brüste lassen ihre Blütenhülle fallen. Herrlich. Die isolierenden Winterpelze werden im Schrank verstaut und man geht wieder auf Tuchfühlung. Die Sonne streicht einem wieder über die nackte Haut. Die alt und frisch Verliebten beanspruchen wieder die sonnigsten Plätze in den eng gestuhlten Strassencafés. Die Singles verstecken sich wieder hinter der Sonnenbrille und der ewigen «Ich bin auch solo glücklich» Ausrede und meiden ab sofort die eng gestuhlten Strassencafés. Denn, es gibt nichts schlimmeres als sololala seinen Kaffee zu trinken und daneben führt einer dieser unglaublich unvorstellbar glücklich Verliebten die «Nei, du zerst, Nei ich hänk nöd ab, Nei ich lieb dich meh» Diskussion am Telefon. Und da ich auch im Moment sololala glücklich bin, überschütte ich meine dann aufkommenden Gedanken mit einem kühlen Blonden.

Selbst in den sehr eng gestuhlten Vorlesungssälen bleibt man von diesen naives Glück verspeienden Liebenden nicht verschont. Darum geniesse ich meisstens meinen obligaten dritten Becher Koffein und die langsam hervortretenden Brüste auf der Polyterasse. Nicht auf diese «Lueg der diä mal a» Weise, nein, mehr auf die Weise wie ich die Venus von Botticelli geniesse. In Ehrfurcht vor Vätern und Schöpfern dieser wunderbaren Kunstwerke. So die Auslagen betrachtend, geniesse ich mein Kaffee, die Sonne und mein Sololala-Sein. Darum, für alle Sololala-Typen da draussen, wenns der Lenz wieder mal zu bunt treibt mit den Liebenden, seid gelassen und lasst ihn an euch vorbei ziehen, denn irgendwann ist der Sommer da und die Verliebtheit weg, dann wird jeder seiner Hinterherblicken mit einem «Ich hans im Fall gseh und ich finds huere ungeil» Blick von ihr erwidert.