"Pura Vida"...
03.06.2008 à 15:41
...so begrüsst man sich in der Schweiz!..Aber leider nicht bei den Eidgenossen sondern in der mittelamerikanischen Schweiz: Costa Rica!
Vielleicht fragt ihr euch warum ich dieses Land als Schweiz Mittelamerikas bezeichne? ...Dafür gibt es mehrere Gründe:Costa Rica ist anders..Das kleine Land in Mittelamerika passt einfach nicht in das Klischee, in das lateinamerikanische Staaten so gerne gepresst werden. Blutrünstige Militärdiktaturen - Fehlanzeige! Wirtschaftscrash - keine Spur!
Bekannt ist Costa Rica vor allem für seine aussergewöhnlich vielfältige Flora und Fauna. Die Erhaltung nationaler Naturschutzzonen genießt oberste Priorität und das Land gehört weltweit zur Spitze in Sachen Ökotourismus.Inzwischen reisen pro Jahr rund 1,5 Millionen "Ökotouristen" in das Land, das gerade mal so groß wie Niedersachsen ist und in dem nur etwa vier Millionen Menschen leben.
Costa Rica gilt auch deshalb als die "Schweiz Mittelamerikas", da die politische Stabilität und das hohe Bildungsniveau des Landes - die Analphabetenquote ist mit zehn Prozent eine der niedrigsten Lateinamerikas - auch ausländische Investoren anzog. So zum Beispiel auch High-Tech-Firmen. In der vielfältigen und abwechslungsreichen Natur Costa Ricas kommt man sich zuweilen sogar vor wie in der Schweiz. Rund um den See des "Volcán Arenal", welcher heute noch aktiv ist, gleicht die Landschaft dem Schweizer Hochland und sogar echte Schweizer Kühe sind dort zu sehen. Viele eidgenössische Auswanderer haben sich in dieser Gegend niedergelassen und ihr Glück dort gefunden.
Trotz der vielen Parallelen gibt es doch einige Unterschiede zwischen den beiden kleinen Ländern. Ich habe in beiden Ländern einige Zeit gelebt und für mich besticht Costa Rica durch die positive Lebenseinstellung der Einheimischen. Als ich das erste Mal durch das Land gefahren bin, fiel mir schon nach kürzester Zeit auf, dass selbst Menschen, welche in winzig kleinen Wellblechhütten leben, in der Regel mit einem freundlichen Lächeln durch das Leben gehen. Dies hat mich zutiefst beeindruckt und mich zum Nachdenken gebracht: Warum wirken wir, die eigentlich alles haben was wir brauchen, so viel unzufriedener als diese Menschen, die nur das nötigste haben? Ich weiss nun, dass es wohl daran liegt, dass die Ticos (so nennt man die Einwohner Costa Ricas) nicht von einer ständigen Reizüberflutung geplagt werden und (noch) nicht einer solch ausgeprägten Konsumgesellschaft ausgesetzt sind. Seien wir doch mal ehrlich...wie oft denken wir: "Oh mein Gott, es gibt ein/einen neues/neuen super High-Tech- XXX (setze ein was du möchtest: Natel, Laptop und und und)...das brauch ich uuunbedingt!" Kaum ist der Gedanke innerlich ausgesprochen setzen wir auch schon "alles" daran unseren Wunsch in die Tat umzusetzen. Nach einer Weile dann ist es endlich soweit...wir halten das Objekt unserer Begierde in unseren Händen! Und dann? Sind wir für einen kurzen Moment glücklich!..Aber wie lange hält das vor?
Ich kann nur für mich sprechen und muss feststellen, dass dieses Glücksgefühl von sehr kurzer Dauer ist. Denn kaum hat man das was man wollte, eifert man auch schon wieder der nächsten Sache hinterher...vielleicht auch deshalb weil das gewünschte Objekt in der Zwischenzeit schon wieder dabei ist zu veralten..
Als ich nun also die Ticos kennengelernt habe und mich von ihrer fröhlichen und unbeschwerten Art zu leben habe anstecken lassen, stellte ich fest, dass ich viel zu viel Energie auf diese materiellen "Wünsche" verschwendet habe. Mir wurde mit einem Mal wieder bewusst was wirklich zählt und wichtig ist...und das hat mich ein grosses Stück weit glücklicher gemacht. Es war wie ein Befreiungsschlag und ich hatte das Gefühl wieder freier und ruhiger durchatmen zu können.
Natürlich setzt jeder Mensch andere Prioritäten und ich möchte sicherlich nicht behaupten, dass das was für mich funktioniert bei anderen auch funktionieren muss. Ich würde mir aber dennoch wünschen, dass wir uns öfter die Zeit nehmen um durch zu atmen und uns selber fragen "Was ist wichtig für mich?", denn damit würden wir viel Ballast abwerfen und könnten mehr Zeit und Energie zum Glücklich-sein aufbringen. Und ich denke es könnte uns nicht schaden, wenn wir ein bisschen mehr "Pura Vida" ("Das blühende Leben") in unseren Alltag bringen. :)
In diesem Sinne...
Pura Vida,eure Lina