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Vie amoureuse

Je ne le dévoile pas

zimt und zucker

02.10.2007 à 18:57

Der Tag träg einen silbergrauen Mantel. Dreckigweisse Wolken schaukeln über den Dächern und malen die Stadt mit einer farblosen Gleichheit an. Es ist kalt. Mein Atem bildet kleine Rauchzeichen vor meinem Mund. Ich kann die Luft aufmeiner Haut spüren, wie sie mir tausend kleine Stiche versetzt. Ein Schaudern läuft mir über den Rücken. Die Kälte kriecht unter meinen Mantel. Kannst du es riechen? Oh ich wünschte du könntest. Es riecht nach Winter. Nur ein bisschen. Nur ein hauch von Frost liegt in der Luft. Es ist dieser Duft, der mir eine rote Nase macht und mich an Küche,alte Pulover, schweres Parfüm, Kekse und warmen Tee mit Zimt, schummriges Licht, Mandarinen und Nüsse, schwere Decken und fernes Gelächter, denken lässt. Als Kind habe ich den Winter gehasst. Meine kleinen Wege im Wald waren mit Frost und Schnee bedeckt, der Fluss gefroren so dass er mir keine Geschichten mehr erzählte. Es war schwieriger indiesen schweren Kleider zu rennen, die Welt zu erkunden, zu erobern, sie in ein Konfitürenglas einzusperren um sie für immer in meiner Kindheit gefangen zu halten. Ja, ich habe den Winter gehasst. Aber ich habe die behütete Wärme der winterlichen Küche geliebt. Irgendwie hat es in der Küche meiner Grossmutter immer nach Essen gerochen. NachBraten, nach Bohnen, nach Würsten, nach Keksen, nach Kaffee, nach Brot, nach Zwiebeln. Und es war warm. In die Küche meiner Grossmutter fällt nur wenig Tageslicht, da die Fenster klein und tief gelegen sind. Deshalb brannte immer das Licht und ein paar zusätzliche Kerzen. Trotzdem war das licht immer schummrig. Keines dieser modernen Neonlichter,eines dieser alten, warmen, gelben Lichter. Die Heizungen waren schlecht, deshalb heizte meine Grosmutter immer den Holzofen in der Stube ein. Wenn ich morgens aufgestanden bin, hat mich meine Grosmutter in eine Decke gewickelt, mir eine warme Schokolade gemacht und mich auf die alte Holzbank in der Küche gesetzt. Ich habe mich dann immer fest indie Decke gekuschelt und gewartet bis es ganz warm wurde und nach Essen roch. Rechts von dieser Holzbank hing der Weihnachtskalender. Einer dieser Kalender aus Pappkarton mit bunten Bilder und kleinen Türen, der so geheimnisvoll auf kleine Kinder wirken kann. Ich konnte es immer kaum erwarten diese Türchen aufzureissen. Was es wohl heute ist? Amliebsten hätte ich immer gleich mit der Nummer 24 angefangen. Der grössten Türe. Da war immer das schönste Bild versteckt. Ich habe meine Grossmutter jedes Jahr gefragt, ob ich nicht doch schon etwas früher die Nummer 24 öffnen könnte. Sie hat jedes Mal wieder gelacht. Jedes Jahr hat sie mir mit ihrer warmen rauen Hand über mein Haar gestrichenund gesagt: Aber worauf willst du dich dann noch freuen? Jedes Jahr konnte ich es kaum erwarten die Nummer 24 zu öffnen und jedes Jahr wurde ich traurig wenn die Nummer 24 näher rückte. Weil ich danach ja nichts mehr hatte um mich darauf zu freuen.

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