wir weltverbesserer oder das schlechte gewissen
17.02.2008 à 05:13
ein schlechtes gewissen kennt jeder. es sitzt da im brustkorb wo die rippenknochen schon beinahe zusammenkommen. es kann stechend sein und sich schwer auf die schultern legen, es kann sauselnd sein und einem ganz schwindelig machen. es laesst uns die augen niederschlagen und so tuen als waere nichts, haetten wir nichts gesehen, waeren wir gerade sehr beschaefftigt. es laesst uns auf die lippen beissen oder unseren schritt schneller werden. ein bettler laesst sich leicht ignorieren, aber das schlechte gewissen, diese leere blechdose mit vollen einkaufstaschen und portmonaie einfach so passiert zu haben, das laesst sich nicht so einfach abstellen. mindestens ein paar sekunden harter arbeit und verdraengen werden schon von einem gefordert. und manchmal da werfen wir ein fraenkli ins blechleer und haben was gutes getan. ja heute hatten wir vielleicht etwas muenz zu viel und hatten auch grad gute laune. da haben wir doch mal wieder was geleistet.
die kleinen kinder auf den plazas in salvador in brasilien lassen sich nicht so einfach ignorieren wie die verhuellten figuren vor dem ryfflihofausgang, denn sie zerren an deinen kleidern, deinem gewissen. zehn junge jahre blicken dich aus leeren augen wuetend und flehend and. nur ein bisschen geld? eine zigarette? etwas zu essen? und die duennen finger umfassen dein handgelenk und du kannst nicht glauben, dass dieser duerre koerper noch steht. etwas zu essen vielleicht. ein bisschen wasser ins fegefeuer tropfeln lassen. wieso auch nicht, wenns auch nicht die not stillt so loescht es doch vielleicht ein bisschen vom eigenen schuldgefuehl. was. was denn? brot und eine grosse flasche cocacola im naechsten laden. der kleine strahlt faellt dir um den hals. was fuer ein bild. du drehst dich um und der schatten ist davon gewirbelt. weiter vorne ruft die kleine person den preis seiner cocacolaflasche aus. 2 rais, solo. viel mehr braucht er nicht um sich an der naechsten strassenecke seinen stoff zu besorgen.
