das letzte tanzen

20.03.2008 à 19:16

Die schwarweissen kachelboeden laden zum Tanz ein. von den hohen waenden tropft das alter. die knarrenden tueren scheinen ein geheimnis zu bergen. so sieht mein wartsaal aus. diese stadt kreischt wie eine zerkratzte platte singt wie ein goldenes gramophon. die musik ist herunterbrennende zigarette, rotgeraendert vom lippenstift koketter muender, purpurne samtvorhaenge und schummriges kronleuchterlicht. das lachen ist rauchgebadet und die liebe wartet im anzug an einen laternenmast gelehnt. und hier warte ich. halb schlafend halb wachend. im traum schon mit den wolken wiegend. der mond steht beinahe schon. es ist der letzte tanz. noch so einfach die realitaet bunter zu malen. und bald werden meine fuesse ueber die lorrainebruecke tanzen. ich werde zusehen wie die kastanienbaume ihr schattenspiel auf den roten nasen der stammgaeste wirft. wie der morgennebel ueber den sandstein streicht. wie der farn sich an den kirschbaum lehnt. wie sich der erbeerstrauch im schatten der tanne zur ruh legt. fuer ein paar minuten werde ich riechen wie anders es riecht, bevor ich es wieder vergessen werden und ich nur nach einem warmen fruehlingsregen noch eine ahnung erhaschen kann. und dann wird dieses geschnoerkelte maerchen nur noch erinnerung sein.