Der Beweis
03.10.2008 à 17:31
Der Beweis
Was nicht wissenschaftlich belegt ist, existiert nicht! Die Wissenschaft glorifiziert sich und vergisst, dass sie selber den Gegenbeweis längst erbracht hat. Soweit ich mich erinnern kann, war Mathematik für mich stets eine allzu abstrakte Materie. Im Laufe meiner bisherigen Schulkarriere schlug ich mich darin des Öfteren eher schlecht als recht. Ich hatte, soviel stet fest, mit den manifesten Ziffern, X-en, Gleichungen und Funktionen, die mir vorgelegt wurden, immer schon soviel Mühe, dass meine Energie niemals gereicht hätte, daneben noch die allumfassende, weltbewegende, ja gar weltbeschreibende Schönheit der Königin unter den Naturwissenschaften zu bemerken, geschweige denn zu verehren. Es bedurfte schon eines anderen Faches, mir das schelmische Auge für die wahre Existenzberechtigung der Mathematik zu öffnen. Deutsch, Literatur, konkret der unglaubliche Roman des australischen Autors Tom Petsinis "Der französische Mathematiker". Seite an Seite mit dem mathematischen Jung-Genie Evariste Galois stellt ich mich der französischen Revolution. Galois war auch in den dunkelsten Tagen seines Lebens in der Lage, jede einzelne seiner Gefühlsregungen durch eine mathematische Gegebenheit zu belegen. Was er jedoch nicht zu erkennen imstande war, ist die Tatsache, dass sich das Leben in keine Funktion, in keine Gleichung, geschweige denn in eine Ziffer zwängen lässt, dass sich das Leben nicht nach mathematischer Logik richtet. Das jämmerliche Zugrundegehen dieses Genies führte mir dies schlagartig vor Augen. Doch wo liegt er denn verborgen, dieser grundlegende Irrtum? Es ist nicht etwa die mathematische Definition der unfassbaren Unendlichkeit, es ist auch nicht die so mühsame Variabilität des "X", nein, es manifestiert sich alles in der unscheinbaren Ziffer "1". Diese steht, einige werden sich schmerzlich daran erinnern, für 100 Prozent und 100 Prozent ist alles, alles, alles! Lässt man es nun soweit kommen, dass die Mathematik mit der magischen Ziffer "1" zum Fundament einer jeden "logischen" Wissenschaft wird, baut man sein Haus zwangsläufig auf Sand, auf Treibsand. Aber weshalb? 100 Prozent ist doch alles, oder? 100 Prozent ist wahrlich alles, da besteht kein Zweifel. Nur ist leider die Ziffer "1" nicht gleich 100 Prozent. Die Herleitung ist simpel und mir ist bewusst, dass sie, sollte ein versierter Mathematiker diesen Text von jemandem lesen, der weiter oben im Text gestanden hat, zeitlebens seine liebe Mühe mit Mathe gehabt zu haben, möglicherweise Kopfschütteln provoziert. Also, Rechenschieber bereitgelegt und Tippfinger provilaktisch noch einmal durchgeschüttelt, es geht los mit dem mathematischen Tauchgang: Der Ausdruck 1/9 bezeichnet in Dezimalschreibweise 0.111 (Null-Komma-Periode-Eins), einverstanden? Gehen wir einen Schritt weiter: 2/9 gleich 0.222 (Null-Komma-Periode-Zwei). Wenn nun immer noch Einigkeit herrscht, können wir elegant einen kleinen Sprung einlegen: 8/9 ist gleich? Genau! Und jetzt kommt's. Was zeigt der Rechenschieber an, wenn wir 9/9 umformen? Keine Periode, kein Error, nix, ausser einer schlanken "1"? Da kann doch was nicht stimmen. Genau, da stimmt was nicht! Die Herleitung, die selber mathematischen Grundsätzen folgt, muss zwangsläufig zum Resultat führen, dass 9/9 gleich 0.999 (Null-Komma-Periode-Neun) ist. Die Differenz zu exakt 1 ist zwar unendlich klein, doch vorhanden. Um nun endlich wieder von der nackten Mathematik wegzukommen frage ich: Wie gross ist ein unendlich kleiner Bestandteil von unendlich viel? Bezeichnet man folglich die Gesamtheit der Dinge, die existieren oder auch nur existieren könnten mit 100 Prozent, dichtet man, um jene 100 Prozent zu erhalten, zwangsläufig die oben definierte unendlich kleine, aber real unendlich grosse Differenz hinzu. Es sind dies exakt jene unendlich häufigen Phänomene, für welche die Wissenschaft keine Erklärung findet und auch niemals finden wird. Was für viele kritische Menschen längst Alltagswissen ist, lässt sich also wissenschaftlich belegen. Die Wissenschaft ist nicht Richterin über Sein oder Nichtsein, sie bietet lediglich jenen, die ihre Augen vor Unerklärlichem verschliessen wollen, ein komfortables Instrument, ihre Scheuklappen zu legitimieren.